Corona-PandemieRegierung verhängt nächtliche Ausgangssperre
LUXEMBURG – Weil die Infektionszahlen im Großherzogtum in den vergangenen Tagen Rekordwerte erreicht haben, hat am Freitag der Regierungsrat neue Maßnahmen beschlossen.

«Das Virus ist momentan überall. Wenn wir nicht reagieren, riskieren wir, dass die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern deutlich nach oben geht», sagte Premierminister Xavier Bettel am Freitag im Anschluss an die außerordentliche Tagung des Regierungsrates. Es hätten sich in den vergangenen Tagen wieder verstärkt ältere Personen mit dem Coronavirus infiziert. Um eine dramatische Situation zu verhindern, habe sich die Regierung dazu entschlossen, die Restriktionen nun zu verschärfen.
In Wohnungen dürfen nur vier haushaltsfremde Personen empfangen werden. Im Restaurants dürfen nur noch vier Personen zusammenkommen. Eine Schutzmaske zu tragen, ist bei Treffen von mehr als vier Personen Pflicht. Bei Versammlungen mit mehr als zehn Personen gilt dann Maskenpflicht und die Einhaltung des Mindestabstandes von zwei Metern. Ebenso wurden sämtliche Sportveranstaltungen abgesagt. Ausnahmen gelten für die erste Fußballliga und Spiele der Fußball-Nationalmannschaft. Außerdem wird es eine nächtliche Ausgangssperre geben. Diese gilt für die Zeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Die Sperrstunde gilt auch für die Gastronomie.
Die entsprechenden Gesetze werden laut Bettel am Wochenende erarbeitet. Zeitgleich soll auch ein neuer Strafenkatalog ausgearbeitet werden. Sie könnten dann Ende der Woche in Kraft treten.
« Wir zahlen jetzt einen kleinen Preis »
Gesundheitsministerin Paulette Lenert erklärte im Anschluss, dass sich die Infektionszahlen in den vergangenen Tagen nicht stabilisiert haben. Auch am Freitag wurden ihrem Ministerium rund 500 Neuinfektionen gemeldet. Insbesondere Analysen des Klärwassers hätten ergeben, dass das Virus wieder flächendeckend aktiv ist. «Wir gehen deshalb von einer sehr hohen Dunkelziffer aus», sagte Lenert. Die Gesundheitsministerin ergänzte, dass der Anteil der Infizierten im Alter über 65 Jahren in den vergangenen Tagen um das Doppelte angestiegen sei. Die Situation in den Krankenhäusern sei zwar weiterhin unter Kontrolle, allerdings bestehe die Gefahr, dass die Lage problematisch wird.
Lenert verteidigte die neuen Maßnahmen, die noch von der Chamber abgesegnet werden müssen. «Wir zahlen jetzt einen kleinen Preis, um zu einem späteren Zeitpunkt keinen höheren zahlen zu müssen. Wir beschließen sie nicht mit Freude, weil sie die Menschen in ihrer Freiheit einschränken. Wir wollen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben so gut es geht am Leben halten.»
(Sebastian Weisbrodt/L'essentiel)