Unisex-Tarife – Rentenvorsorge wird für Männer teurer

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Unisex-TarifeRentenvorsorge wird für Männer teurer

LUXEMBURG – Frauen zahlen derzeit mehr für die private Rentenvorsorge. Aus Gründen der Gleichberechtigung soll sich dies ändern. Doch Leidtragende dürften in Luxemburg eher die Männer sein.

Paul Hammelmann erwartet, dass Männer demnächst mehr für ihre private Rentenversicherung zahlen werden.

Paul Hammelmann erwartet, dass Männer demnächst mehr für ihre private Rentenversicherung zahlen werden.

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Bei der Versicherung müssen Frauen den Männern gleichgestellt sein: Ihre Beiträge dürfen sich nicht nach dem Geschlecht richten. Die Versicherungskonzerne müssen künftig Unisex-Tarife anbieten. Das entschied der Europäische Gerichtshof am Dienstag in Luxemburg. Die bislang übliche Berücksichtigung des Geschlechts als «Risikofaktor» für Versicherungsbeiträge diskriminiere Frauen und sei deswegen ungültig. Die Richter geben der Branche eine Frist für die Umstellung bis 21. Dezember 2012.

Weil Frauen statistisch gesehen einige Jahre älter als Männer werden, zahlen sie derzeit höhere Beiträge für eine private Rentenversicherung. Doch günstiger wird es für Frauen durch das Urteil voraussichtlich nicht. Im Gegenteil: «Die Beiträge werden für Männer steigen», sagt Paul Hammelmann, Präsident der Vereinigung der Versicherungsunternehmen in Luxemburg (Association des compagnies d’assurances, ACA). Mit Tarifreduzierungen bei den Frauen sei es nicht machbar, genügend Reserven zurückzustellen.

Männer zahlen mehr für private Rentenvorsorge

Derzeit lasse sich noch nicht beziffern, um wie viel Prozent die Beiträge für Männer steigen werden. «Jede Versicherungsgesellschaft muss sich hier selbst positionieren», sagt Hammelmann. Bestehende Verträge müssten nicht geändert werden. Auch in der privaten Krankenversicherung wird es zu Tariferhöhungen für Männer kommen. Hier zahlen Frauen wegen möglicher Geburten mehr. «Die private Krankenversicherung ist ein marginales Geschäft in Luxemburg. Die meisten Auswirkungen wird das Urteil auf die privaten Rentenversicherungen haben, da sie lebenslang funktionieren», erklärt der Repräsentant der Versicherungswirtschaft.

In anderen Ländern dürfte die Gleichberechtigung dann aber doch noch siegen: So schließen Frauen mancherorts günstigere Autohaftpflichtversicherungen ab, da sie weniger Unfälle bauen als das starke Geschlecht. Luxemburg ist dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs in dieser Hinsicht allerdings schon voraus. Im Großherzogtum werden laut Hammelmann bei der Kfz-Versicherung keine Unterschiede zwischen Frau oder Mann am Steuer gemacht.

ks/L’essentiel Online/dpa

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