Einsatzleitsystem – Rettungsdienst kommt im neuen Jahrtausend an

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EinsatzleitsystemRettungsdienst kommt im neuen Jahrtausend an

LUXEMBURG - Mit einem neuen Kommunikationssystem will der Luxemburger Rettungsdienst effizienter werden. Die moderne Technik soll den Entscheidern unter die Arme greifen.

«Unsere Rettungsdienste sind es eigentlich gewohnt, viel zu improvisieren.» Mit diesem Zitat bringt Paul Schroeder, seit 1. Oktober Chef der Rettungsdienste, die Missstände in Luxemburg auf den Punkt. Das alte Computersystem, das die Mitarbeiter der «service de secours» bislang unterstützte, ist von 1993. «Es gab eine Reihe von Defiziten», erklärte Innenminister Dan Kersch am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf der Cloche d'or. «Wir wollen uns endlich besser aufstellen.» Das neue Einsatzleitsystem (ELS) soll ein Schritt zur geplanten Reform der Rettungsdienste sein.

Statt des Systems aus dem vorherigen Jahrtausend mit etlichen Zusatzprogrammen zeigt sich nun ein gänzlich neues Bild auf den Monitoren der Einsatzzentrale. Kommt ein Notruf an, geleitet die standardisierte Notrufabfrage «Dias» den Operateur durch das Telefonat. Die Fragen behandeln beispielsweise die Anzahl der betroffenen Personen, die Art der Verletzungen oder die Umstände vor Ort. Aus den gewonnenen Informationen baut das System ein Alarmstichwort, in dem die Anzahl und Art der benötigten Einsatzfahrzeuge definiert ist.

Höchstens 80 Sekunden

«Innerhalb von höchstens 80 Sekunden soll der Anruf erledigt und die Alarmierung erfolgt sein», erklärt Notrufzentralenleiter Christopher Schuh. «Es ist effizienter, wenn die Anrufer nicht frei reden, sondern gezielt gefragt werden.» So könne man schneller bestimmen, ob beispielsweise der Notarzt oder ein Feuerwehrwagen gebraucht werden. Bei«Dias» ist der Fragebogen in sechs Sprachen verfügbar: Luxemburgisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch.

Die zweite große Hilfe für die Entscheider an den Telefonen ist das «Routing». Hierbei haben die Mitarbeiter stets einen Überblick darüber, welcher Einsatzwagen sich wo befindet – plus theoretische Anfahrtszeit. Auch für den Notarzt gibt es diese Stütze, wenn er entscheiden muss, ob er mit dem Auto oder per Helikopter zum Unfallort reist. «Diese Zeiten sind aber nur eine Empfehlung», stellt Schroeder klar. «Der Samu entschiedet, oft gemeinsam mit dem Hubschrauberpiloten, welches Mittel für ihn am besten ist.»

Kein Verkehrsticker

Zwar bekommt das «Routing»-System von der Cita einen Überblick über gesperrte Straßen, einen Einblick in den Live-Verkehr gebe es allerdings noch nicht, wie Divisionschef Alain Di Genova einräumt. «Das ist der nächste Schritt. Es erfordert noch Zeit, einen solchen Dienst in das Programm zu integrieren, weil es ohne Irrtümer funktionieren muss.» Man baue darauf, dass die Mitarbeiter bei der Entscheidung über den richtigen Einsatzweg den «gesunden Menschenverstand benutzen». Doch zuerst müssen sie auf das neue System geschult werden.

Vom ELS, das den Staat insgesamt 3,8 Millionen Euro gekostet hat, erhoffen sich die Verantwortlichen nun nicht nur eine wichtige Stütze für die Mitarbeiter, sondern auch einen schnelleren und besseren Rettungsdienst. Dafür sollen in Zukunft pro Schicht vier statt drei Operateure in der Notrufzentrale sitzen. Außerdem will der Staat im Laufe des Jahres 20 neue Rettungssanitäter einstellen.

(Jan Morawski/L'essentiel)

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