Mikrofon vergessenRichterin stolpert über «Scheißkerle»
Das Ausschalten ihres Mikrofons ist einer spanischen Richterin zum Verhängnis geworden. So bekam der ganze Saal mit, dass die Angeklagten für sie «Scheißkerle» sind.

Richterin Ángela Murillo kündigte deshalb ihren Rückzug aus dem Prozess gegen die baskische Untergrundorganisation ETA an. Sie begründete ihn damit, dass sie dem Verfahren nicht schaden wolle.
Murillo hatte am Mittwoch die vier Angeklagten - darunter den früheren ETA-Militärchef Francisco Javier García Gaztelu alias Txapote - als «Scheißkerle» beschimpft, weil sie mit einem Lächeln auf die bewegende Aussage reagiert hatten.
Das verflixte Mikrofon...
Die Witwe eines mit einer Autobombe ermordeten Politikers hatte vor Gericht weinend die letzten Lebensmomente ihres Ehemannes beschrieben: «Das Auto brannte, und mein Mann verbrannte im Inneren.»
Als die mutmaßlichen Täter daraufhin zynisch lächelten, reagierte Richterin Murillo mit den Worten: «Arme Frau ... und obendrein lachen diese Scheißkerle noch» - ohne zu wissen, dass das Mikrofon noch eingeschaltet war.
«Sie hat nur gesagt, was ganz Spanien glaubt»
Murillo gab zu, die Verwendung des Wortes «Scheißkerle» sei tatsächlich unglücklich gewesen. Ihr Kommentar hatte einen Sturm der Kritik ausgelöst. Ihre Unparteilichkeit als Richterin wurde infrage gestellt.
Der Vorsitzende des spanischen Parlaments, José Bono, warf ihr zwar vor, einen großen Fehler gemacht zu haben. Er sagte aber, dass die Richterin wohl genau das gesagt habe, was ganz Spanien glaubt.
L'essentiel Online/sda