«Swings both ways»Robbie swingt nicht immer jugendfrei
Im Londoner Palladium stellte Robbie Williams seine neue Swingplatte vor. Dabei erwähnte er seine Suchtvergangenheit und legte ein Coming-out hin.

«Ich singe euch ein Lied aus Zeiten, als ich noch berühmt war», begrüßte Robbie Williams das Publikum am Freitag im ehrwürdigen Londoner Palladium und stimmte seinen Hit «Supreme» an. Mit einem 30-köpfigen Orchester, viel Pomp und einer gesunden Portion Selbstironie stellte der 39-Jährige sein neues Swing-Album «Swings Both Ways» vor.
Vordergründig familientauglich – die Show wurde für ein Weihnachtsspecial der BBC aufgezeichnet - wirbelte Williams stimmsicher mit als Affen verkleideten Tänzern zum Dschungelbuch-Song «I Wanna Be Like You» über die Revuetreppe, gab mit Miss Piggy den Sinatra-Standard «Somethin' Stupid» zum Besten und holte Lily Allen für eine Performance von «Dream a Little Dream» auf die Bühne.
Robbie kommt aus dem Schrank
Nicht ganz jugendfrei waren hingegen diverse versteckte Referenzen an Drogen und seine Suchtvergangenheit. Brav und langweilig war die Show keineswegs, ja sogar provokant. So ließ sich Robbie einen kleinen Seitenhieb gegen Ex-Freundin Geri Halliwell in der Ankündigung zum Song «If I had Brain» nicht nehmen. Und er schreckte selbst vor einem inszenierten Coming-out nicht zurück, ist der Albumtitel im englischen Sprachgebrauch doch auch als Hinweis auf die sexuelle Orientierung zu verstehen.
Im pinkfarbenen Frack kam Williams beim Titelsong «Swings Both Ways» zusammen mit seinem schwulen Duett-Partner Rufus Wainwright aus dem Schrank, während dieser flötete: «Robbie, du bist ein bisschen gay!» Williams' Ehefrau Ayda Field war begeistert und tanzte mit Superstar Adele auf dem Balkon in der ersten Reihe.
«Mehr Showbusiness geht nicht»
Rührend war auch der Moment, als Williams seine neue Single «Go Gentle» ansagte: «Vor dreizehn Monaten kam eine ganz spezielle Person in mein Leben. Vor zehn Tagen hat sie laufen gelernt. Sie ist meine Tochter. Dieser Song ist für Teddy Rose Williams.» Es war ein kurzer Moment der Ruhe, bevor Williams für «No One Wants A Fat Popstar» wieder tief in die Trickkiste griff und im Fatsuit über das Publikum schwebte.
Mit einem Cover des Radiohead-Songs «Creep» und dem Klassiker «Mack The Knife» ging das erstklassige Spektakel zu Ende. «Mehr Showbusiness geht nicht», kommentierte der begnadete Entertainer seine eigene Show sehr treffend.
( L’essentiel Online / Marlies Seifert)
«Swings Both Ways»
Zwölf Jahre nach «Swing When You're Winning», seinem mit sieben Millionen verkauften Exemplaren bislang erfolgreichsten Album, wagt sich Robbie Williams erneut an das Genre aus den Vierzigern.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger enthält „Swings Both Ways» neben Coversongs wie «Minnie The Moocher» und «Putting On The Ritz» jedoch auch Eigenkompositionen.
Für diese tat sich Williams nach längerer Pause wieder mit Songwriter Guy Chambers zusammen, der ihm schon zu Hits wie «Angels» und «Feel» verholfen hatte. Das Album kommt am 15. November in den Handel.