«Spiegel»Rückgabe von Bild aus Gurlitt-Sammlung in Sicht
Im Kunstfall Gurlitt zeichnet sich die Rückgabe des ersten Bildes an die rechtmäßigen Besitzer ab. Den Raubkunst-Verdacht hatte die Taskforce bereits bestätigt.

Um das Erbe von Gurlitt streiten derzeit das Kunstmuseum Bern und eine Cousine von Gurlitt.
Die Rückgabe des ersten Bildes aus der Sammlung Gurlitt an die rechtmäßigen Besitzer steht nach Spiegel-Informationen kurz bevor. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat eine entsprechende Restitutionsvereinbarung unterschrieben, wie ihr Sprecher am Freitag bestätigte. Damit steht der Rückgabe des Max-Liebermann-Gemäldes «Zwei Reiter am Strand» aus dem Nachlass des umstrittenen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt an die rechtmäßigen Eigentümer wohl nichts mehr im Weg. Sie sei «heilfroh, dass dies nun gelungen ist», sagte Grütters dem Spiegel. Bei Rückgaben dieser Art gehe es weniger um materielle Werte, sondern vor allem um «die Anerkennung der Opferbiografien».
Bereits im August vergangenen Jahres hatte die Taskforce Schwabinger Kunstfund, die den Gurlitt-Nachlass überprüft, den Raubkunst-Verdacht bei diesem Gemälde bestätigt. Von mehreren Seiten hatte es in den vergangenen Monaten Kritik gegeben, weil die Taskforce die Bilder zwar als Raubkunst identifizierte, Rückgaben aber dennoch bislang nicht stattgefunden haben.
Holocaust-Überlebender anspruchsberechtigt
Nach Spiegel-Informationen ist ein New Yorker Anwalt und Holocaust-Überlebender, ein Großneffe des früheren Eigentümers, anspruchsberechtigt. Der unterzeichnete Vertrag muss allerdings noch dem zuständigen Nachlassgericht in München vorgelegt werden, vor dem sich das Kunstmuseum Bern und eine Cousine von Gurlitt um das Erbe streiten. Beide Parteien haben aber stets betont, einer zügigen Rückgabe von identifizierter Raubkunst an die rechtmäßigen Besitzer nicht im Weg stehen zu wollen. Der Vertrag wurde laut Spiegel mit beiden Parteien abgestimmt.
Auch die Rückgabe des Gemäldes «Sitzende Frau» von Henri Matisse an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Paul Rosenberg zeichnet sich laut dem Magazin inzwischen ab. Auch dabei ist sich die Taskforce seit langem sicher: Das Gemälde, das der berühmten wie umstrittenen Sammlung Gurlitt ein Gesicht gab, wurde einst von den Nationalsozialisten geraubt.
(L'essentiel/dpa)
Hintergrund
Im Jahr 2013 hatte die spektakuläre Kunstsammlung, die in Gurlitts Münchner Wohnung gefunden wurde, weltweit Schlagzeilen gemacht. Monatelang stand der alte Mann, der Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, im Zentrum einer hitzigen Debatte um Nazi-Raubkunst.
Nach dem Tod des Kunstsammlers im Mai 2014 entbrannte ein Streit um sein Erbe. Gurlitt vermachte seinen kompletten Besitz in seinem Testament dem Kunstmuseum Bern, seine Cousine aber zweifelt dieses Testament an.