Russische Raumfahrt: Darum zerschellte Luna-25 auf dem Mond 

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Russische RaumfahrtDarum zerschellte Luna-25 auf dem Mond 

Erstmals seit dem Zerfall der Sowjetunion wollte Russland wieder auf dem Mond landen – und scheiterte spektakulär. Es ist die letzte in einer langen Reihe von schiefgegangenen russischen Weltraum-Missionen.

Benedikt Hollenstein
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Benedikt Hollenstein

Beim Start der Rakete war noch alles in Ordnung – Tage später zerschellte die Luna-25-Sonde auf dem Mond.

AFP/Roskosmos

Die russische Mondmission Luna-25 sollte die erste Landung eines russischen Fluggeräts seit fast 50 Jahren werden – stattdessen endete der Flug am Samstag in einem Trümmerhaufen: Wie die Raumfahrtbehörde Roskosmos bekanntgab, brach die Kommunikation zur Sonde am Samstag um 13.57 Uhr MESZ ab. Schon zuvor gab es Berichte über eine «außergewöhnliche Situation an Bord». Jetzt ist klar: Die Sonde geriet in eine zu enge Umlaufbahn und zerschellte auf der Mondoberfläche.

Das geschieht nun mit dem Mondprogramm

Trotzdem will Russland sein Mondprogramm unbedingt fortsetzen. «Auf keinen Fall sollte das Mondprogramm unterbrochen werden – das wäre die schlechteste Entscheidung», sagte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Juri Borissow, am Montag im Staatsfernsehen.

Das führte zum Absturz der Sonde

Borissow erklärte nun, dass ein Motor, der die Position der Sonde in der Mondumlaufbahn für die am Montag geplante Landung korrigieren sollte, nicht rechtzeitig habe abgeschaltet werden können. Er lief 127 Sekunden statt der geplanten 84. «Das Unglück ist passiert, weil der Motor 43 überflüssige Sekunden gearbeitet hat. Aus diesem Grund bewegte sich das Gerät in eine offene Mondumlaufbahn und stürzte dann auf die Oberfläche des Erdtrabanten», sagte Borissow.

Eine Expertenkommission solle nun untersuchen, wie es zu der Panne kommen konnte. Borissow äußerte die Hoffnung, dass die nächsten geplanten Mondmissionen Erfolg haben werden. Die Arbeit daran solle beschleunigt werden.

Darum überrascht das Scheitern der Mission nicht

In den letzten Jahren haben sich die Fehlschläge in der russischen Raumfahrt gehäuft, wie die Neue Zürcher Zeitung (Bezahlartikel) schreibt. So strandete die Marsmission Phobos-Grunt im Jahr 2011 in der Erdumlaufbahn. Weil es beim Start einer Sojus-Mission im Jahre 2018 zu Problemen kam, mussten die beiden Passagiere an Bord, der amerikanische Astronaut Nick Hague und der russische Kosmonaut Alexei Owschinin, notlanden.

Vor einem Jahr sorgte ein Leck an einem Sojus-Raumschiff, dass an die Internationale Raumstation angedockt war, weltweit für Aufsehen. Da der Rückflug mit der beschädigten Sojus-Rakete zu gefährlich war, musste Roskosmos damals ein Ersatzraumschiff bereit machen. Ausländische Experten warnen seit längerem, dass Russland nicht mehr zu Innovationen fähig sei und auch die russische Zeitung MK beklagte im Jahr 2021, dass das Raumfahrtprogramm im Land «von innen verrottet» sei.

So erfolgreich war die sowjetische Raumfahrt

Zu Sowjetzeiten gehörte die russische Raumfahrt mit zu den Prestigeprojekten – viele Meilensteine in der Geschichte der Raumfahrt wurden zuerst von einem russischen Kosmonauten erreicht. Durch die erfolgreiche US-Mondlandung im Jahre 1969 rückten aber Erfolge wie jener von Juri Gagarin, der im April 1961 als erster Mensch den Weltraum erreichte, in den Hintergrund.

Nebst Gagarin waren die Sowjets auch die erste Nation, die jeweils einen Satelliten, ein Tier und eine Frau ins All brachten, zuerst die weit entfernte Seite des Mondes fotografierten, den ersten Weltraumspaziergang absolvierten, als erste eine Raumsonde auf dem Mond und auf dem Mars landeten und als erstes Land eine länger besetzte Weltraumstation einrichteten. Seit dem Zerfall der Sowjetunion und spätestens in neuester Zeit dienten russische Sojus-Raketen vor allem noch als Beförderungsmittel zur ISS. Das Comeback mit der Mondmission ist fürs Erste gescheitert.

So entwickelt sich die russisch-chinesische Kooperation

Konfrontiert mit fehlenden Experten und veralteter Technologie sieht sich Moskau im Bereich Raumfahrt weit entfernt von den vergangenen Meilensteinen – und will darum auch vermehrt mit Peking zusammenarbeiten: Schon vor Beginn des Ukraine-Krieges gaben die beiden Länder Pläne für eine «International Lunar Research Station» bekannt. Zuletzt hatte die chinesische Regierung aber von einem heimischen Projekt gesprochen, das in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern realisiert werden soll. Angesichts des Scheiterns von Luna-25 dürfte Peking künftig noch weniger auf russisches Weltraum-Know-How setzen.

Mit Material der DPA

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