EU-Streit zum TrotzRussland importiert Kaviar aus Italien
Russland führt keine westlichen Lebensmittel ein. Na ja, fast keine: Auf Kaviar will die russische Elite nicht verzichten.

Das italienische Unternehmen «Agroittica Lombarda» macht mit dem Export von Kaviar ein gutes Geschäft. Sein wichtigster Kunde: Russland. Denn trotz Importverbot für Lebensmittel aus der Europäischen Union ist die Delikatesse nicht davon betroffen.
Laut dem Wirtschaftsportal Bloomberg ist Agroittica Lombarda heute der größte Kaviar-Produzent Europas. Russland allein importierte im vergangenen Jahr 3,7 Tonnen Stör-Kaviar, in diesem Jahr werden es wegen der Wirtschaftskrise etwa 2,5 Tonnen sein.
Russen dürfen nichts merken
Allerdings hat die Sache einen Haken: Der russische Kunde soll nicht erkennen, woher das Produkt stammt. Mit anderen Worten: Agroittica Lombarda produziert spezielle Aufkleber für die Büchsen mit einem russischen Markennamen und verzichtet kurzerhand auf die Angabe «Made in Italy».
Geschäftsleiter Lelio Mondella hat dafür Verständnis. «Die Russen wollen russischen Kaviar essen. Ist doch logisch. Ich würde auch keinen Mozarella kaufen, wenn auf dem Etikett ‹Made in Russia› steht.»
Russland importiert Kaviar seit 2009
Besonders reiche und mächtige Russen würden nicht auf den Genuss des «Schwarzen Goldes» verzichten, sagt Unternehmer Mondella weiter. «Also macht die Regierung von Wladimir Putin bei diesem Produkt eine Ausnahme.»
Russland importiert Kaviar – einst sein nationales Markenzeichen – seit 2009. Die gnadenlose Überfischung und die Zerstörung der Lebensräume des Störs im Kaspischen Meer hatten fast zum Aussterben der Tiere geführt. Seither versucht Russland, Störe in Flüssen wie der Lena oder dem Amur in Sibirien wieder anzusiedeln. Für Kaviar aus der Wolga und dem Kaspischen Meer besteht seit Jahren ein Verkaufsverbot.
(L'essentiel/kle)