SteueroptimierungRyanairs üppige Einkaufstour in Luxemburg
LUXEMBURG - Die irische Discount-Fluglinie Ryanair hat mithilfe einer komplizierten Finanzkonstruktion im Großherzogtum 375 neue Flugzeuge gekauft.

Ryanair-Chef O'Leary ist nicht nur ein wohlhabender Mann – er weiß auch, wie man Steuern spart.
Auf dem Flughafen Findel sucht man bisher vergeblich nach Flugzeugen mit dem Ryanair-Logo. Trotzdem ist die irische Billigfluglinie in Luxemburg präsent. Wie die belgische Zeitung L’Echo berichtet, wickelt Ryanair den Kauf von 175 neuen Flugzeugen vom Typ Boeing 737-800 und 200 Mittelstreckenjets des Typs 737 MAX 200 des selben Herstellers über ein in Luxemburg eingetragenes Unternehmen ab. Mit der neuen Flotte könnte das Unternehmen zu einer der erfolgreichsten Airlines Europas aufsteigen. Es versteht sich fast von selbst, dass sich Ryanair für diese ungewöhnlichen Großbestellungen einen ebenso geheimen wie vorzüglichen Preis ausgehandelt hat.
Die Fluggesellschaft steckt nicht nur Subventionsgelder in «ihre» Flughäfen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Luxemburg (Charleroi und Frankfurt-Hahn), sondern kurbelt über die Einkäufe bei ihrem bevorzugten Hersteller Boeing auch die US-amerikanische Exportwirtschaft an. Doch der exzentrische Unternehmenschef Michael O’Leary ist nicht nur ein wohlhabender Mann – er weiß auch, wie man Steuern spart. «Bis jetzt haben sie ihre Flugzeuge oft über Firmen im US-Bundestaat Delaware gekauft. Dort zahlen Firmen, die vor Ort nichts produzieren, keine Steuern. Die Flugzeuge wurden dann sehr schnell an Ryanair weitervermietet und die irische Steuerverwaltung hat niemals auch nur einen Cent gesehen», heißt es in dem Bericht von L’Echo. Nun hat sich Ryanair – das aus steuerlichen Gründen auch auf der Isle of Man, Zypern und Litauen ansässig ist – auch in Luxemburg niedergelassen.
Aus Acapulco wird Aviation Finance
Am 18. Januar 2013 hat Ryanair Limited die Kontrolle über die luxemburgische Firma Acapulco Participations übernommen, die von einer panamaischen Gesellschaft verkauft wurde. Acapulco wurde danach der Treuhandgesellschaft (Capita Fiduciary) übergeben, mit einer Muttergesellschaft in Großbritannien und einem in Jersey ansässigen Geschäftsführer. Fünf Tage nach dem Rückkauf wurde aus Acapulco die Firma Aviation Finance und Leasing in Luxemburg, mit einer gleichnamigen Zweigstelle in der Schweiz.
Am 8. September 2014 gab Michael O’Leary den Auftrag, 200 neue Boeing einer neuen Generation zu bestellen. Dieser Kauf wird den Aktionären auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag, 28. November, in Dublin erläutert. «In der Bekanntmachung der AG wird lakonisch darauf hingewiesen, dass sich eine 100-Prozent-Tochter von Ryanair bereit erklärt hat, den Kauf im Wert von 16,7 Milliarden Euro durchzuführen. Der Name Aviation Finance und Leasing wird erwähnt. Aber nicht dessen Geschäftssitz», schreibt L’Echo.
Der Geschäftssitz ist – erraten – in Luxemburg. Der Hauptsitz von Aviation Finance and Leasing (AFL) befindet sich in der Avenue Pasteur Nummer 16 in der Hauptstadt. Wie in Delaware werde die Boeing gekauft und dann schnell weitervermietet. In den Konten der irischen Firma wird die Miete als Betriebsaufwand geführt, wodurch sich der steuerpflichtige Gewinn verringert. AFL führt in Luxemburg keinerlei Geschäftstätigkeit durch. Ganz im Gegenteil zu den Boeings von Ryanair, die den europäischen Luftraum durchkreuzen und niemals am Findel landen werden.
(Denis Berche/L'essentiel)