Männer, Frauen, Arbeiter – Saudi-Arabien baut goldene «Drei-Klassen-Metro»

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Männer, Frauen, ArbeiterSaudi-Arabien baut goldene «Drei-Klassen-Metro»

Für Europäer klingt es nach einem irrwitzigen Plan: Die neuen U-Bahnzüge für Riad werden in drei Klassen unterteilt. Frauen und Wanderarbeiter müssen hinten Platz nehmen.

Trotz sinkender Finanzreserven haben die Saudis mit dem Sparen nicht viel am Hut. In der Hauptstadt Riad, mit sechs Millionen Einwohnern das Zentrum des Landes, gönnt sich das Herrscherhaus ein luxuriöses U-Bahnprojekt. Das Besondere an der Metro von Riad sind aber nicht nur die goldenen Sitze. Die Schienenfahrzeuge, die vom Siemens-Konzern in Österreich gebaut werden, wurden nämlich in drei Abteile getrennt: In der ersten Klasse dürfen nur Männer Platz nehmen; in der zweiten nur Frauen in Begleitung – und in die dritte werden die einfachen Wanderarbeiter verfrachtet, die es in Saudi-Arabien massenhaft gibt.

Während die Männer in der ersten Klasse unter sich bleiben, ist die zweite Klasse als sogenannte «Family Class» angelegt: Dort dürfen Frauen in Begleitung eines Mannes, des Ehemannes oder eines Familienmitglieds sowie Kindern Platz nehmen. In Ausnahmefällen können aber auch «höher gestellte Frauen» First Class fahren, schreibt die Nachrichtenagentur APA, die bei der Zugpräsentation in Wien dabei war.

Und am Bahnsteig?

In der «Single» oder «Worker»-Klasse hingegen dürfen nur alleinreisende Männer aus sozial schwachen Verhältnissen einsteigen. Damit die armen Malocher nicht auch noch zu den Frauen kiebitzen gehen, ist die Tür zum Arbeiterabteil verschlossen. Zwischen der First- und Family-Class ist dafür eine bedienbare Glasschiebetür angebracht. Unklar ist aber, wie die Trennung zwischen Mann und Frau, sowie Arm und Reich, am Bahnsteig vonstatten gehen soll.

Die Rechte von Frauen und Gastarbeitern sind in Saudi-Arabien sehr stark eingeschränkt. So ist es Frauen etwa untersagt, Auto zu fahren. Und die Arbeitsmigranten müssen teilweise 15 bis 18 Stunden pro Tag schuften. Zudem behalten ihre Arbeitgeber häufig die Pässe der Arbeiter ein, was eine Ausreise unmöglich macht. Die neue U-Bahn von Riad soll ab 2017 übrigens vollautomatisch unterwegs sein – die Frage nach weiblichen Chauffeuren stellt sich also erst gar nicht.

(jt/L'essentiel)

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