Ausraster«Scheiße noch mal!» – Asselborn wütet
LUXEMBURG – Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte es überdeutlich: Bei einem Treffen der EU-Minister in Wien platzte ihm der Kragen.

Matteo Salvini, Innenminister von Italien, und Jean Asselborn, Außenminister von Luxemburg bei einem Treffen der Justiz- und Innenminister der EU im Juli. Im September ging es nicht mehr so friedlich zu.
Er stand auf, donnerte sein Headset auf den Tisch und rief zum Abschluss noch «Merde alors» in den Raum: Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn ist bei einem EU-Afrika-Treffen in Wien regelrecht die Hutschnur geplatzt. Grund dafür war eine Aussage seines italienischen Kollegen Matteo Salvini, der ohnehin gerade nicht gut auf Luxemburg zu sprechen sein dürfte. Besonders auf Luxemburgs Banken. Bei denen sollen nämlich einige Millionen Parteigeld liegen, die sein Vorgänger Umberto Bossi erschwindelt haben soll (L'essentiel berichtete).
Die Frechheit bezog sich aber keinesfalls auf diese Millionen – sondern auf unterschiedliche Ansichten in der Migrationspolitik. Asselborn sprach sich, angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung Europas für die Migration aus. Salvini, Parteivorstand der rechtspopulistischen Lega Nord, sah das natürlich anders. Er arbeite lieber dafür, «dass die italienischen und europäischen Jugendlichen mehr Kinder in die Welt setzen, weil ich keine neuen Sklaven will». Und wenn das alleine nicht schon genug gewesen wäre, setzte er noch einen drauf: «Wenn ihr in Luxemburg neue Migration braucht – in Italien helfe ich lieber den Italienern, dass sie wieder Kinder machen.»
«Italien kann nicht für seine Kinder sorgen»
Daraufhin unterbrach ihn Asselborn mit dem Argument, dass in den vergangenen Jahren auch zahlreiche italienische Migranten nach Luxemburg gekommen seien, weil man in Italien «nicht für die Kinder sorgen konnte». Dann stand Asselborn auf, verließ den Raum mit seinen deutlichen letzten Worten und kam auch zum abschließenden Gemeinschaftsfoto nicht zurück. Später verbreitete Salvini einen Mitschnitt des Wortgefechtes auf seinem Facebook-Account.
Der Streit ist mehr als eine persönliche Meinungsverschiedenheit, sondern spiegelt wider, wie unterschiedlich die Migration in verschiedenen EU-Ländern angegangen wird. Salvini klagte laut einem Bericht verschiedener Medien zudem über mangelnde Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten, so seien «Drittstaaten» auf seine Hilfegesuche wegen eines Flüchtlingsschiffs eingegangen, vom angefunkten Malta habe er nicht mal eine Antwort erhalten.
(L'essentiel)