Luxemburger DichterSchlechter fasst nach Katastrophe neuen Mut
WELLENSTEIN - Am 18. April vernichtete ein Brand das Haus des Luxemburger Schriftstellers Lambert Schlechter. Zwei Monate später «revanchiert» sich der 73-Jährige auf seine Art.

«Es war, als ob man in direkt in die Hölle steigt», erzählt der Luxemburger Dichter im Gespräch mit L'essentiel. Doch gut zwei Monate nach der Brandkatastrophe in seinem Wohnhaus bei Wiltz hat Lambert Schlechter wieder neue Hoffnung im Leben gefasst. «Es geht mir wieder besser», sagt der Schriftsteller, der vor kurzem in ein neues Haus in Wellenstein in der Gemeinde Schengen eingezogen ist. Das neue Dach über dem Kopf, die Weinberglandschaft und das behagliche Klima an der Mosel – sie lassen den 73-Jährigen nach dem Schicksalsschlag wieder positiv in die Zukunft blicken. Die Gedanken an den 18. April lassen ihn trotzdem nicht los.
An diesem fatalen Samstagmorgen hatte eine gewaltige Feuersbrunst in seinem liebevoll eingerichteten Haus in Eschweiler gewütet. Die Flammen fraßen sich durch die Stockwerke, verschlangen einen Großteil seiner beachtlichen Privatbibliothek. Das Haus, in dem der Schriftsteller zur Miete gewohnt hatte, ist seitdem eine Ruine. Schlechter selbst zog sich Brandverletzungen an den Händen zu. Die Räumungsarbeiten nach dem Brand vergleicht er wie einen Rundgang durch die Hölle. «Neun Zehntel meiner Bücher sind weg, sie kommen nicht mehr wieder. Damit musste ich erst einmal fertig werden.»
Die Rache am Schicksal
Doch die Zeit nach dem Brand hatte für den Batty-Weber-Preisträger auch etwas überraschend Erfreuliches. Schlechter erfuhr eine beispiellose Welle der Solidarität, von Politikern, Freunden, Bekannten und Fans. Großherzog Henri schaute noch am selben Tag des Brandes bei ihm vorbei und sprach ihm Mut zu. Zahlreiche Bücherspenden langten bei ihm an. Den größten Dank spricht der Autor jedoch seinen drei Kindern aus, die ihm in der schwierigen Zeit Halt und Unterschlupf gaben. Der Autor spricht von «unglaublich schönen Gefühlen».
Was den Brand ausgelöst hat, ist übrigens noch immer unklar. «Ich überlege nach wie vor, wo das erste kleine Flämmchen gewesen sein könnte. Aber ich werde darauf wohl keine Antwort mehr finden.» Als «Rache» am Schicksal hat der Dichter nun «ein kleines Vermögen für neue Blumen ausgegeben», die nun seine Terrasse zieren. Als «Schutzpatron» hat er sich erneut den österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard (auch so ein Katastrophen-Experte) an die Wand gehängt. Das Feuer mag gelöscht sein, doch es brennt Schlechter nach wie vor unter den Nägeln. Für nächstes Jahr kündigt er eine literarische Verarbeitung der Katastrophe an: «Ein Echo wird kommen.»
Vor kurzem ist Schlechters neues Poesie-Buch «La Théorie de l'Univers» bei Éditions Phi erschienen.
(Jörg Tschürtz/L'essentiel)