Blizzard in USASchneesturm «Juno» lähmt Nordosten der USA
U-Bahnen fahren nicht, Schulen bleiben geschlossen: Entlang der US-Ostküste rüsten sich Menschen für einen heftigen Wintersturm.

«Snow Monster 2015» nennt der Schweizer Künstler Peter Regli seine Figuren in New York. Die Stadt und ihre Umgebung erwarten bis zu 60 Zentimeter Schnee. Foto: Jason Szenes/dpa
Der gewaltige Wintersturm «Juno» hat in den USA das öffentliche Leben entlang der Ostküste lahmgelegt. Seit Montag bremst teils heftiger Schneefall die Millionenmetropole New York aus - vorsorglich wurde ein Fahrverbot für alle Autos mit Ausnahme von Einsatzfahrzeugen ausgesprochen. Der U-Bahn-Verkehr steht still, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. Die stundenlangen Schneefälle legten in der Nacht auf Dienstag zwar eine Pause ein. Im Laufe des Tages erwarteten Meteorologen aber eine rasche Zunahme von Wind und Schnee. Im Nordosten der Vereinigten Staaten könnte der sogenannte Blizzard «lebensbedrohlichen» Ausmaße annehmen. Betroffen sind bis zu 60 Millionen Menschen zwischen Boston, New York und Philadelphia.
Der Nationale Wetterdienst sprach von einem «womöglich historischen» Schneesturm. «Juno» könne bis zu 90 Zentimeter Neuschnee, heftige Windböen, großflächige Stromausfälle und gewaltige Verkehrsbehinderungen bringen. Die Behörden riefen die Einwohner auf, sich für den Sturm zu rüsten.
New York - eine stille Parklandschaft
Betroffen sind unter anderem die Bundesstaaten New York, Connecticut, Massachusetts, Pennsylvania und New Jersey. Auch in Boston wurden Fahrverbote verhängt. Autos durften nur in Notfällen auf die Straße. Mehrere Bundesstaaten verhängten laut US-Medien Reiseverbote. Entlang der Ostküste strichen Airlines mehr als 6000 Flüge. Für die Küstenorte zwischen Delaware und Maine gab es Flutwarnungen.
Nach Angaben des Wetterdienstes könnten die Windböen an der Küste in Massachusetts am Dienstag Hurrikan-Stärke erreichen. Der Sturm könne sogar gewaltig genug sein, um die Küstenlinie dauerhaft zu verändern.
New York verwandelte sich in eine weiße Parklandschaft. Fahrverbote sorgten für ungewöhnliche Stille auf den Straßen. Auch Busse und Bahnen fuhren nicht. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, waren schon vor dem Unwetter öffentliche Einrichtungen geschlossen worden. Viele Unternehmen gaben ihren Angestellten einen freien Tag. Hilfsorganisationen waren bemüht, Obdachlose in sichere Unterkünfte zu bringen.
Verkehrschaos und Stromausfälle
Die Metropolitan-Oper sagte eine Aufführung mit Sängerin Anna Netrebko ab. Das UN-Hauptquartier am East River sollte geschlossen bleiben. Die Gedenkveranstaltung zur Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren wurde um einen Tag verschoben. Die Basketball-Liga NBA sagte zwei Partien ab.
In Massachusetts wurde im Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter vom Boston-Marathon die Auswahl der Geschworenen ausgesetzt. In Washington verschob das Repräsentantenhaus eine Reihe von Abstimmungen.
Ein «Nor'easter», wie die aus dem Nordosten heranbrausenden eisigen Stürme genannt werden, ist im Winter zwar nicht ungewöhnlich. Dennoch sorgen diese Stürme in Metropolen wie New York und Boston immer wieder für Verkehrschaos. Die in den USA «Blizzards» genannten Schneestürme verursachen in den USA auch regelmäßig große Stromausfälle, weil die anfälligen Stromleitungen über der Erde verlaufen. Oftmals müssen Hunderttausende Menschen ohne Elektrizität klarkommen. Während es im letzten Winter gleich mehrere solcher Stürme gab, war dieser Winter bislang eher mild.
Bisher nehmen die Amerikaner die angekündigten 2 Fuß Schnee auf Twitter mit Humor:
The Empire sends troops to assist. pic.twitter.com/hhN5fNLiUE— Darth Vader No1™ (@DarthVader_No1) 27. Januar 2015
(L'essentiel/dpa)
Wenn ein Schneepanzer die USA lahmlegt
Ein Blizzard ist ein starker Schneesturm, der häufig das öffentliche Leben in dem betroffenen Gebiet lahmlegt. Nach Definition der US-Wetterbehörde NOAA muss mindestens drei Stunden lang der Wind mit einer Geschwindigkeit von wenigstens 56,3 Kilometern (35 Meilen) pro Stunde wehen und die Sichtweite durch Schneefall oder aufwirbelnden Schnee unter 400 Meter liegen. Blizzards entstehen meistens, wenn polare Kaltluft aus Kanada nach Süden strömt. Starke Schneefälle und Temperaturstürze lassen dann Teile der USA unter einem Schnee- und Eispanzer erstarren. dpa