EU ruft zur Krisensitzung – Schon 17 Länder von Eier-Skandal betroffen

Publiziert

EU ruft zur KrisensitzungSchon 17 Länder von Eier-Skandal betroffen

Allein in Deutschland wurde in 11 Millionen Hühnereiern das Insektengift Fipronil nachgewiesen. Die EU rief zur Krisensitzung.

Der Eierskandal verdirbt immer mehr Leuten den Appetit. Die Lieferungen von mit einem Insektengift belasteten Eiern beschränkten sich nicht nur auf Europa. Mit dem Insektengift Fipronil belastete Eier sind nach Erkenntnissen der EU in 17 Ländern aufgetaucht. Die Eier seien bis nach Hongkong exportiert worden, sagte heute der EU-Sprecher für Handel und Landwirtschaft, Daniel Rosario.

Gegen mehrere Produzenten in Belgien und den Niederlanden werde ermittelt. Aber auch in Frankreich und Deutschland seien Hühnerfarmen geschlossen worden. Bei den übrigen belieferten Ländern handle es sich um Schweden, Grossbritannien, Österreich, Irland, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien, Slowenien, Dänemark, die Slowakei und die Schweiz.

Frankreich erklärte, es habe etwa 244.000 belastete Eier aus den Niederlanden und Belgien geliefert bekommen. Die von der Lebensmittelsicherheitsbehörde überprüften Eier und Eiprodukte enthielten aber so wenig Fipronil, dass sie keine Gefahr für die Verbraucher seien, sagte Agrarminister Stéphane Travert dem Radiosender RCM.

Zwei Festnahmen

Fipronil wirkt gegen Zecken, Läuse und Flöhe, darf aber nicht in Betrieben eingesetzt werden, deren Erzeugnisse in die menschliche Nahrungskette gelangen. Europaweit sind Millionen Eier aus den Supermärkten zurückgeholt und vernichtet worden. In den Niederlanden wurden gestern im Zusammenhang mit den Ermittlungen zwei Personen festgenommen. Berichte, dass wegen der Eier jemand erkrankt ist, lagen nicht vor.

In Dänemark wurden den Behörden zufolge 20 Tonnen gekochte und geschälte Eier aus den Niederlanden an Kantinen geliefert. In ihnen seien Spuren von Fipronil gefunden worden, allerdings nicht in gefährlicher Menge, hieß es. Die Eier seien trotzdem zurückgerufen worden.

Die EU-Kommission forderte ein außerordentliches Treffen von Ministern und Behörden, auf dem über Konsequenzen beraten werden soll. Das EU-System zum Schutz vor Lebensmittelfälschungen müsse verbessert werden, sagte Kommissionssprecherin Mina Andreeva. Als vorläufigen Termin nannte sie den 26. September.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

In Belgien wurde offenbar ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Das Mittel wurde von einer niederländischen Firma in zahlreichen Ställen in den Niederlanden eingesetzt. Millionen belastete Eier wurden nach Deutschland verkauft – das Bundeslandwirtschaftsministerium geht einem Bericht zufolge von mindestens 10,7 Millionen Fipronil-Eiern hierzulande aus.

Mitgliedstaaten machen sich bereits gegenseitig schwere Vorwürfe: Belgien wirft den Niederlanden vor, erste Hinweise über den Einsatz von Fipronil in Hühnerställen Ende 2016 nicht weitergegeben zu haben, der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt kritisierte das Krisenmanagement Belgiens und der Niederlande. Die Informationen seien zu langsam und zu spärlich geflossen.

EU-Kommissar Andriukaits betonte, die Lebensmittelsicherheit in der Union sei eine der höchsten der Welt, das System sei «gut». Nun müssten die Mitgliedsländer zusammenarbeiten, um die nötigen Lehren aus dem Skandal zu ziehen. «Statt Energie mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu verlieren, sollten wir in die Zukunft schauen.»

(chi/afp)

Deine Meinung