Debatte – Schon Martin Luther King forderte Grundeinkommen

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DebatteSchon Martin Luther King forderte Grundeinkommen

Die Idee eines Grundeinkommens ist älter als viele meinen – und spielte schon in der US-Bürgerrechtsbewegung eine Rolle.

In this 1960 photo, Martin Luther King Jr. speaks in Atlanta. A 1960 recording of an interview with King never before heard in public is up for sale. The tape was recorded by a Chattanooga man hoping to write a book and captures King talking about his trip to Africa, and his certainty that the child he and Coretta Scott King were expecting would be a boy. (AP Photo)

In this 1960 photo, Martin Luther King Jr. speaks in Atlanta. A 1960 recording of an interview with King never before heard in public is up for sale. The tape was recorded by a Chattanooga man hoping to write a book and captures King talking about his trip to Africa, and his certainty that the child he and Coretta Scott King were expecting would be a boy. (AP Photo)

Keystone

Anders als viele denken, ist die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens aber keineswegs in Europa entstanden. Schon vor 500 Jahren formulierte der englische Staatsmann Thomas Morus in seinem Roman «Utopia» zum ersten Mal die Idee eines Grundlohns. Und eine wichtige Rolle spielte der Vorschlag auch in der Bürgerrechtsbewegung in den USA in den 1960er Jahren, wie Robert Johnson vom US-Institute for New Economic Thinking in Rüschlikon erklärt.

Grundeinkommen gegen Diskriminierung

Denn tatsächlich stellte Martin Luther King, Pfarrer und Führer der US-Schwarzenbewegung, die Frage, wie die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung nachhaltig zu überwinden sei. Er war überzeugt: Mit einigen Gesetzesänderungen alleine ist es nicht getan. Er forderte daher die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.

In einer Rede an der US-Elite-Universität Stanford im Jahr 1967 sagte King, es sei eine große Aufgabe für die Gesellschaft, den Schwarzen die wirtschaftliche Sicherheit zu geben, die sie brauchten. «Eine der Antworten, wie dies machbar wäre, ist die Einführung eines garantierten jährlichen Grundeinkommens für alle Menschen und Familien unseres Landes», sagte King. Der Führer der Schwarzenbewegung betonte, dass er die Einführung eines Grundeinkommens keineswegs auf Schwarze begrenzen wollte. Profitieren sollten alle armen Familien.

Kings Traum in Finnland

Die Zeichen stehen allerdings schlecht, dass Martin Luther Kings Traum in der Schweiz bald Realität wird. In Umfragen vor der Abstimmung am 5. Juni spricht sich eine klare Mehrheit gegen das Grundeinkommen aus. Anders verläuft die Diskussion derzeit in Finnland. Dort konkretisiert die Regierung ihre Pläne zur Einführung eines Grundeinkommens.

Im Vordergrund steht ein Vorschlag der finnischen Sozialversicherungs-Gesellschaft Kela: Jeder Bürger soll monatlich steuerfrei den Betrag von 590 Euro erhalten. Weil im Gegenzug alle anderen staatlichen Zuschüsse wegfielen, könnte die Staatskasse so unter dem Strich sogar entlastet werden. «Für mich bedeutet ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass das Sozialsystem vereinfacht wird», erklärte Premierminister Juha Sipilä schon vergangenen Sommer.

Ein Experiment soll es klären

Vor der definitiven Einführung eines Grundeinkommens möchte die finnische Regierung dessen mögliche Auswirkungen aber erst einmal testen. In einem Experiment sollen ab Anfang 2017 rund 5000 Finnen für zwei Jahre ein Grundeinkommen erhalten. Wissenschaftler sollen ihre Entwicklung begleiten und der Regierung abschließend eine Studie vorlegen, aufgrund derer über eine definitive Einführung entschieden wird.

(L'essentiel)

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