RheininselSchul-Insel Nonnenwerth droht Luxus-Vermarktung
Remagen – Die mögliche Schließung der Schule auf der Rheininsel Nonnenwerth beschäftigt die Gemüter. Eine mögliche Umwandlung in Luxuswohnungen macht vielen Eltern Sorgen.

Das private Gymnasium Nonnenwerth liegt idyllisch auf einer Rheininsel. Das vermeintliche Angebot künftiger Luxuswohnungen in dem Gebäude hat Eltern erschreckt.
Auf der Rheininsel Nonnenwerth steht ein historisches Gebäude, das als Schule weitergeführt werden soll, aber auch als Ort künftiger Luxuswohnungen angeboten wird. Wie passt das zusammen? Um die Insel, die größtenteils zu Rheinland-Pfalz und mit einer Spitze zu Nordrhein-Westfalen gehört, tobt ein Streit. Auch eine Kundgebung gab es schon. Dabei demonstrierten 600 bis 700 Mädchen und Jungen, Mütter und Väter gegen eine Schließung der fast 170-jährigen Inselschule, die auch unter Denkmalschutz steht.
Aufgeschreckt hat sie ein Exposé, das ein Angebot von 47 Wohnungen mit 100 bis 280 Quadratmetern in dem riesigen Gebäude in Aussicht stellt. Inzwischen ist das auch ein Fall für die Politik. Die CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag will die Lage der Schule nun am 19. November im Bildungsausschuss zum Thema machen.
„Welche Möglichkeiten gibt es...Gepostet von Jenny Groß, MdL am Samstag, 6. November 2021
Seit 1854 haben sich Franziskanerinnen um die Inselschule gekümmert. Wegen der angespannten Finanzlage hielten sie nach einem solventen Partner Ausschau. 2020 wurde die Übernahme durch die International School on the Rhine (ISR) bekannt, die auch eine Privatschule in Neuss betreibt. Dahinter steht der Geschäftsmann Peter Soliman. Dem Vorsitzenden des Schulelternbeirats, Olaf Schmitz, zufolge flossen 12,5 Millionen Euro für den Kauf von Schul- und Klostergebäude mit rund 20.000 Quadratmetern und der gesamten Insel.
«Brandschutztüren kosten keine zehn Millionen Euro, sondern vielleicht 50.000»
Als Soliman eine «Vierzügigkeit» - also zunächst eine vierte fünfte Klasse - beantragt, weist die zuständige Behörde auf mangelnden Brandschutz hin. Dem Kreis Ahrweiler zufolge musste die Schule in diesem Jahr sogar vorübergehend schließen. Soliman beteuert, er wolle das Privatgymnasium mit gut 500 Schülern retten sowie eine langfristige Lösung für die «erhebliche Brandschutz-Problematik» finden. «Dabei geht es um Kosten von mindestens zehn Millionen Euro. Zusätzlich trage ich die laufenden Verluste der Schule von jährlich mindestens einer Million Euro.»
Schmitz zufolge verschlingt der vorgeschriebene Brandschutz dagegen weitaus weniger Geld. «Herr Soliman hat dafür 26.000 Euro investiert. Drei Brandschutztüren sind noch offen. Aber die kosten keine zehn Millionen Euro, sondern vielleicht 50.000.» Es gibt Eltern, die Solimans Hochrechnungen für womöglich vorgeschoben halten, um einen Grund zu haben, die Schule aufgeben zu können.
Das Exposé «soll lediglich die Möglichkeiten visualisieren»
In dem Exposé des Immobilienmaklers Christian Rommelfanger, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, finden sich Darstellungen heller großer Wohnungen mit Rundbögen und Parkettböden. Diese stammten allerdings «aus anderen Kloster-Projekten und sollen lediglich die Möglichkeiten visualisieren», heißt es darin. Als Maklercourtage werden insgesamt 250.000 Euro plus Mehrwertsteuer genannt.
Rommelfanger, Geschäftsführer der Brickstone Immobilien GmbH in Köln, teilte der dpa jetzt mit: «Das Exposé ist zurückgezogen.» Mehr könne er nicht sagen. In einem Schreiben, das der dpa ebenfalls vorliegt, spricht er von einem Missverständnis: «Es bestand und besteht kein Auftrag des Herrn Soliman für eine Vermarktung der Liegenschaft.»
«Wir haben jede Menge Gönner. Ich glaube an eine Lösung.»
Der Vorsitzende des Elternbeirats glaubt aber nicht, dass es keine Verbindung zwischen Rommelfanger und Soliman gebe. In dem an mögliche Interessenten verteilten Exposé fänden sich «genaue Baupläne und Geschoßflächen». Solche Informationen gebe es nur mit Zustimmung des Eigentümers. Schmitz mutmaßt, der Geschäftsmann habe von Anfang an geplant, Nonnenwerth längerfristig «zu Geld zu machen». Das sei auch nicht verboten, hätte aber von vornherein offen gesagt werden können.
Inzwischen gibt es einen Vorschlag von Eltern, Nonnenwerth über das sogenannte Schulwerk, einen Verein oder eine Stiftung zu erwerben: «Wir haben jede Menge Gönner, die da Geld reinstecken würden», sagt Schmitz. «Ich glaube an eine Lösung.» Der öffentliche Druck, das Gymnasium zu erhalten, sei deutlich gewachsen. Nach der Abwanderung zahlreicher Schüler gebe es inzwischen sogar wieder mehr Anmeldungen.
Soliman betonte in einem Brief an die Eltern vom 25. Oktober, bislang seien ihm keine Namen von angeblich an Nonnenwerth interessierten Stiftungen bekannt. Eine Musiklehrerin habe kürzlich Interesse an einer Übernahme bekundet, aber daraus sei nichts geworden. Soliman kündigte nun Gespräche mit der Schule für diesen Dienstag an: «Der Fortbestand des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth ist signifikant gefährdet und ich möchte dies mit den entsprechenden Gremien erörtern, um mögliche Szenarien zu identifizieren, die doch noch einen Erhalt der Schule ermöglichen.»
(L'essentiel/DPA )