Schulbeginn: Rückkehr in den Alltag muss nicht in Stress ausarten

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SchulbeginnRückkehr in den Alltag muss nicht in Stress ausarten

LUXEMBURG – Nicht nur Schüler, sondern auch Eltern blicken derzeit wehmütig auf die hinter ihnen liegende Ferienzeit zurück. Doch die Wiederkehr des Alltags bietet auch Chancen, diesen stressfreier als zuvor zu organisieren.

Nicolas Chauty
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Nicolas Chauty
Auch im stressigen Schulalltag lässt sich Zeit für die Familie finden.

Auch im stressigen Schulalltag lässt sich Zeit für die Familie finden.

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Es ist wieder so weit. Die Temperaturen sinken, die Freibäder schließen und die Schulen öffnen wieder ihre Tore. Alltag kehrt ein ins Großherzogtum, mit all seinen stressbegünstigenden Faktoren. Doch ist die Rückkehr zur «Normalität» gleich ein Grund für den Rentrée-Blues?

Psychologin und Therapeutin Catherine Verdier will dem nicht zustimmen und erklärt: «Die Rückkehr zur Routine ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, sie sorgt für ein Gleichgewicht».

Ob nun das Zehn-Uhr-Meeting, das Fußballtraining der Kinder oder die noch offene private Baustelle – Routine-Angelegenheiten ziehen uns schnell in die Realität zurück und viele haben zumindest gelegentlich das Gefühl, überfordert zu sein. Verdier hat dafür Verständnis: «Unser Alltag nimmt uns gefangen, immer ist irgendwas zu erledigen. Dennoch sollte man den Schulanfang ohne Stress angehen und versuchen, einen ruhigen Rhythmus beizubehalten.»

Vorsätze stehen und fallen mit der Umsetzbarkeit

Ein entscheidender Faktor bei der Stressbewältigung sei, Zeit für sich selbst und seine Liebsten einzuplanen. Außerhalb der Ferien sei Zeit ein knappes Gut, daher sollten die eigenen Ziele nicht zu hoch gesteckt werden.

Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze fürs neue Jahr, die so schwer einzuhalten sind. Ähnlich sei es mit den Zielsetzungen zum Schulbeginn im September. Diese müssten realistisch und mit dem Lebensalltag vereinbar sein. Andernfalls drohten sich all die guten Absichten schnell in Luft aufzulösen.

Wie eine solche Zielsetzung aussehen könnte, zeigt Verdier an einem aktuellen Beispiel aus ihrer Praxis. Eine Patientin habe sich vorgenommen, freitags bereits um 16 Uhr Feierabend zu machen, um mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Die dadurch frei werdende Zeit könne ein Mehr an Lebensqualität bringen, etwa durch einen «digitalen Detox». Wer nicht permanent erreichbar sei oder am Smartphone hänge, könne die Zeit mit seiner Familie bewusster genießen.

Kleine Veränderungen zeigen große Wirkung

«Es muss uns gelingen, diese Auszeiten in unseren Terminkalender, in unsere Alltagsroutine zu integrieren. Und das ist nur möglich, wenn man nicht zu ehrgeizig ist», betont die Psychologin nachdrücklich. Dass dies nicht immer einfach sei und ab und an auch Prioritäten gesetzt werden müssten, liege auf der Hand. Jedoch legt sie hohen Wert darauf, dass dies ohne sozialen oder zeitlichen Druck geschieht. Der Schulbeginn sei der ideale Zeitpunkt, um mit kleinen Veränderungen das Wohlbefinden deutlich zu steigern.

Man müsse die eigenen Alltagsroutinen nicht mit der Abrissbirne bearbeiten, um den gewünschten Wandel herbeizuführen, so Verdier. Oft seien es die kleinen Veränderungen, die sich rasch bemerkbar machten. Seien Familie und Kinder in die Pläne involviert, könne man sich gegenseitig helfen und begleiten, um die Stressreduktion zu erreichen – ganz ohne Stress.

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