Schwere Vorwürfe: Werden Abschiebehäftlinge in Luxemburg misshandelt?

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Schwere VorwürfeWerden Abschiebehäftlinge in Luxemburg misshandelt?

LUXEMBURG – Die wenigsten wissen, was hinter den Gittern eines Abschiebegefängnisses passiert. Ein Inhaftierter malt ein grausiges Bild der dortigen Zustände. Der Wahrheitsgehalt lässt sich allerdings nur schwer überprüfen.

Marion Mellinger
von
Marion Mellinger
Das Abschiebezentrum Findel besteht seit 2011.

Das Abschiebezentrum Findel besteht seit 2011.

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Abgelaufene Lebensmittel, Gewalt seitens der Wärter, Selbstverletzungen der Inhaftierten: Die Anschuldigungen eines ehemaligen Häftlings, der mehrere Monate im Abschiebezentrum von Luxemburg verbracht hat und diese mit L'essentiel geteilt hat, wiegen schwer. Doch wie steht es tatsächlich um die dortigen Zustände?

«Ich bin etwas erstaunt über diese Berichte, denn ich habe nur sehr wenige Beschwerden aus dem Abschiebegefängnis erhalten», heißt es von Ombudsfrau Claudia Monti, die als externe Kontrolleurin für Orte des Freiheitsentzugs fungiert. Das Außenministerium, dem das Abschiebezentrum untersteht, erklärt indes, dass «die Abschiebehäftlinge jederzeit mit allen Personen oder Diensten außerhalb des Zentrums Kontakt aufnehmen können». Zudem sei die Behauptung, es werden abgelaufene Lebensmittel serviert, schlicht falsch, so das Ministerium.

Derartige Beschwerden nicht bekannt

Der Ombudsfrau seien darüber hinaus «keine schwerwiegenden Beschwerden» über die Wärter gemeldet worden. Selbes gilt für Gewaltanwendungen gegenüber Inhaftierten. Sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, sei das für Claudia Monti absolut nicht tolerierbar. Man dürfe jedoch nicht vergessen, «dass sich dort Menschen befinden, die nicht selten Traumata erlitten haben», daher könne es vorkommen, dass sich manche von ihnen an jeden Strohhalm klammern, «um eine Abschiebung zu verhindern», fügte sie hinzu.

Die Nichtregierungsorganisation Asti (Association de soutien aux travailleurs immigrés) wird «regelmäßig von Personen im Abschiebegefängnis kontaktiert», erklärt Sergio Ferreira, Asti-Sprecher. Die Organisation würde anschließend die Direktion des Abschiebegefängnisses kontaktieren, um den Meldungen nachzugehen. «Häufig stimmen die beiden Erzählungen nicht überein», so Ferreira.

Was die Gewalt seitens der Wärter betrifft, «haben sich bereits Abschiebungshäftlinge darüber beschwert, dass es eine unverhältnismäßige Gewaltanwendung» gäbe, heißt es vom Asti-Sprecher. Den Wahrheitsgehalt solcher Aussagen ausfindig zumachen, sei keine leichte Aufgabe. «Bislang hatten wir keinen nachgewiesenen Fall von Misshandlungen», erklärt Ferreira abschließend.

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