Abschuss über AtlantikSeit Start getrackt – kam chinesischer Ballon unabsichtlich vom Kurs ab?
Die USA gaben an, der mutmaßliche chinesische Spionageballon habe militärische Geheimnisse ausspähen wollen. Doch nun räumen sie ein, dass er möglicherweise aus Versehen in den US-Luftraum geriet.
Das US-Militär hat die Route des abgeschossenen chinesischen Ballons offenbar schon seit dessen Start verfolgt. Der Ballon sei schon gut eine Woche beobachtet worden, bevor er Ende Januar in den US-Luftraum eingedrungen sei, berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf mehrere US-Beamte, die anonym bleiben wollten. Der Ballon startete demnach von seinem Heimatstützpunkt auf der südchinesischen Insel Hainan.
Er habe zunächst eine Flugbahn eingeschlagen, die ihn über das US-Außengebiet Guam zu führen schien, wo sich mehrere US-Militärstützpunkte befinden, hieß es weiter. Doch dann habe er unerwartet einen nördlichen Kurs eingeschlagen, sei über Alaskas Aleuten-Inseln geschwebt und dann über Kanada gedriftet, von wo er anscheinend durch starke Winde auf das Festland der Vereinigten Staaten getrieben sei. Analysten untersuchten dem Bericht zufolge nun die Möglichkeit, dass China mit seinem «Überwachungsgerät» nicht absichtlich ins amerikanische Kernland eindringen wollte.
Ballon aus China soll noch begrenzt lenkbar gewesen sein
Haben die USA also überreagiert? «In mancher Hinsicht spielt es keine Rolle, und ich werde nicht darüber spekulieren, was die Volksrepublik China möglicherweise oder nicht im Sinn hatte. Das ist völlig irrelevant, weil es ein hochfliegender Überwachungsballon war, der unseren Luftraum verletzt hat», sagt Ned Price, Sprecher des Außenministeriums. «Der Flug hat internationales Recht verletzt.» Zudem, so US-Quellen, habe China noch begrenzte Möglichkeiten gehabt, den Ballon zu lenken und seine Position über Montana auszunutzen, gezielt sensitive Gebiete auszuspähen. Im Bundesstaat sind Atomraketen stationiert.
Ein US-Kampfflugzeug hatte den Ballon am 4. Februar vor der Küste South Carolinas abgeschossen. China hatte die Spionagevorwürfe der USA zurückgewiesen und von einem Forschungsballon gesprochen, der durch «höhere Gewalt» vom Kurs abgekommen sei. Der Ballon-Zwischenfall hatte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und China weiter verschlechtert.
Nach dem Abschuss haben die USA mithilfe eines Kran-Schiffes die Überreste des Ballons vom Meeresgrund geborgen. «Die Such-Crews waren in der Lage, wichtige Teile von der Absturzstelle zu bergen, darunter alle prioritären Sensoren und elektronischen Bauteile sowie Teile der Struktur des Ballons», so das US-Militär.