In LuxemburgSerge Tonnar will Rocky-Show-Gäste zähmen
ESCH/BELVAL - Der luxemburgische Liedermacher Serge Tonnar hat dieser Tage keine leichte Ausgabe: Er ist der Erzähler der «Rocky Horror Show».

Das Musical «Rocky Horror Show» gastiert von Freitag bis Sonntag in der Rockhal. In dem komischen Musikstück strandet das Teenie-Spießer-Paar Brad in Janet in dem geheimnisvollen Schloß Frankenstein Place. Dort erweckt der sexuell freigiebige Frank'n'Further gerade einen künstlichen Menschen zum Leben: Denn der Transvestit braucht ein Sextoy. Alles nur halb so schlimm, wären nicht auch noch Außerirdische, ein Rocker-Groupie und das FBI in den Fall verwickelt.
Das verrückte Musical begeistert seine Fans seit den 70er Jahren und fordert vor allem einem seiner Darsteller einiges ab. Durch die Horrorfilm-Persiflage führt ganz altmodisch ein Erzähler - den das Publikum lautstark mit boring!-Rufen unterbrechen darf. Mancherorts gab es schon Vorstellungen, in denen der betreffende arme Teufel kaum einen Satz gerade rausbekommen hat. In Luxemburg wird diese Ehre Serge Tonnar zuteil. Vorab verriet der gestandene Musiker, warum die Rolle ihm Respekt einflößt.
Wie haben Sie sich für Ihre Rolle vorbereitet?
Serge Tonnar: Ich kenne den Film, den liebte ich als junger Mann. Und ich habe die Show in Hamburg gesehen, mit dem berühmten Sky Du Mont in der Rolle des Erzählers. Das war um zu sehen, wie die Show funktioniert. Geplant waren zwei Proben mit Sky und der Truppe in Stuttgart, um die Show hinter der Bühne mitzuverfolgen, damit ich Ablauf und Timing kenne. Dazu noch eine Probe in Luxemburg.
Der Erzähler ist in diesem Musical nicht wie andere Erzähler - es wird mehr als sonst mit dem Publikum interagiert. Wie wollen Sie diesem Charakter Leben einhauchen?
Das Publikum in Hamburg war sehr beeindruckend, es gab eine Menge «hard-core»-Fans, welche die Dialoge und Lieder kennen. Der Erzähler hatte keine leichte Aufgabe. Es ist nämlich Brauch, ihn ständig mit Sprüchen und boring!-Rufen zu unterbrechen. Ich denke, es geht nicht darum, eine echte Rolle zu spielen, sondern man selbst zu bleiben. Und darum, das Publikum zu zähmen und im Einklang mit seinen Reaktionen zu improvisieren.
In welcher Sprache werden Sie Ihren Text aufsagen?
Ich habe mein Text für die Show ins Luxemburgische übersetzt. Ich denke, das wird von mir als luxemburgischen Liedermacher erwartet. Der Rest der Show ist das Original in Englisch.
Glauben Sie, dass die verrückte Geschichte von Frank'n'Further und seinen künstlichen Menschen eine Botschaft hat?
Es ist vor allem eine Musical-Komödie, die nicht wirklich versucht, eine Botschaft zu vermitteln. Man schaut sich das an, um Spaß zu haben. Aber der Humor ist entschieden antibürgerlich und fordert sexuelle Befreiung, ein Thema, das auch 40 Jahre nach dem Entstehen des Musicals noch relevant ist.
(Sophia Schülke/L'essentiel)