«sextortion»Sex-Betrüger erpressen über 200 Luxemburger
HESPERINGEN - Ein 30-jähriger aus Hesperingen ließ sich auf Skype zu Nacktaufnahmen verführen und soll nun Geld zahlen. Er ist kein Einzelfall.

Der junge Mann ließ sich von den Sex-Betrügern zu einem Nackt-Chat auf Skype verleiten. (Symbolbild)
Die Polizei in Luxemburg verzeichnet momentan wieder einen Anstieg bei Sex-Betrügereien. Am Dienstag wurde ein neuer Fall aus Hesperingen bekannt: Ein jüngerer Mann hatte sich während eines Chats auf Skype nackt filmen lassen und soll nun einen nicht genau benannten Betrag Geld an den oder die Täter überweisen. Andernfalls würden die Betrüger das gefilmte Material in den sozialen Medien veröffentlichen. Wie Polizeisprecher Serge Arendt auf Nachfrage erklärt, habe der 30-Jährige das Geld aber nicht überwiesen, sondern direkt die Polizei verständigt.
Die sogenannte «Sextortion»-Masche ist an und für sich nichts Neues. Etwa 200 Fälle verzeichnet die Polizei allein seit letztem Jahr. «Es werden leider immer mehr. Viele Internet-User agieren trotz vieler Aufklärungsmaßnahmen immer noch naiv», sagt Arendt. Bei den Opfern handelt es sich meistens um alleinstehende Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Der Ablauf sei immer derselbe: Die Täter bahnen einen Kontakt über ein Online-Datingportal an, tauschen E-Mails mit ihrem Opfer aus oder unterhalten sich mit ihm über Facebook. Am Schluss folgt dann oft ein Skype-Videochat, wo sich beide Chatpartner vor laufender Webcam selbstbefriedigen. «Nach wenigen Minuten ist dann aber meistens Schluss. Dann taucht plötzlich ein anderer Mann vor der Kamera auf und fordert das Opfer zum Zahlen auf. Andernfalls würde man das Video im Internet veröffentlichen.»
In einem Fall aus Wiltz haben die Täter laut Arendt ihre Drohungen sogar wahr gemacht und den Clip auf Youtube hochgeladen. «Zwar werden diese Videos häufig schnell wieder gelöscht, können dann aber natürlich auf anderen Seiten wieder auftauchen», so der Sprecher. Für die Betroffenen ist dies meist ein überaus beschämendes Erlebnis. Ein besonders krasser Fall ereignete sich in Schottland, als sich ein 17-Jähriger aus Verzweiflung das Leben nahm, nachdem Kriminelle ihn mit einem kompromittierenden Video erpresst hatten.
Ja nicht überweisen
Die Polizei weist noch einmal darauf hin, sich nicht von fremden Personen zu intimen Handlungen vor der Webcam überreden zu lassen und auf keinen Fall Geld an solche Personen zu überweisen. Denn wird das Geld einmal überwiesen, beginnen die Erpressungen. Ein ähnliches Phänomen ist das sogenannte «Sexting», bei dem intime Nachrichten bzw. Fotos über das Smartphone und soziale Medien ausgetauscht werden und dann ebenfalls ungewollt im Netz zirkulieren. «Das spielt in Luxemburg aber zum Glück noch eine untergeordnete Rolle», erklärt Arendt.
Opfern von Sex-Betrug per Internet rät die Polizei, den Kontakt zu dieser Person sofort abzubrechen und keinesfalls auf die Erpressung einzugehen. Die Chancen, an die Täter zu gelangen, die häufig von Afrika aus operieren, sind aber sehr gering.
(jt/L'essentiel)