Arbeitspsychologin verrätSieben Tipps gegen Angstschweiß
Vorstellungsgespräch, Präsentation, Date: Vieles bringt uns buchstäblich ins Schwitzen. Arbeitspsychologin Norina Peier verrät, was man gegen Angstschweiß tun kannst.

Lockere, dunkle Kleidung: Das ist ein Tipp, um nervöses Schwitzen zu kaschieren.
Wenn uns heiß ist, so wie vor kurzem noch sommerbedingt, klar, dann schwitzen wir. Und auch klar, dass wir ein anstrengendes Workout nicht ohne Transpiration überstehen. Irgendwie muss der Körper ja runterkühlen. Was aber bitte soll es nützen, wenn ich vor einem Vorstellungsgespräch plötzlich Hitzewallungen habe oder mir bei einer Präsentation Schweißperlen auf der Stirn stehen? Und was kann ich dagegen tun?
Dass wir vor lauter Aufregung schwitzen, hat damit zu tun, dass bei Stress die gleichen Funktionen im Körper aktiviert werden wie bei körperlicher Anstrengung, lautet die medizinische Erklärung. Schwitzen in Stresssituationen hat aber an sich keine besondere Funktion. Also auch keine nützliche. Na danke.
Dennoch sind wir dem Phänomen nicht völlig hilflos ausgeliefert. Und es gibt einiges, was wir tun können, damit uns Stresssituationen erst gar nicht ins Schwitzen bringen. Arbeitspsychologin Norina Peier verrät uns, was:
1. Fühl dich wohl
Wähle für Situationen, die dich stressen, ein Outfit, in dem du dich gut fühlst. Lass den Blazer während des Gesprächs oder der Präsentation an – dann sieht keiner allfällige Schweißflecken. Dunkle und weite Kleider sind von Vorteil.
2. Trink genug
Ein ausgetrockneter Körper schwitzt mehr. Lass Kaffee und Zigaretten weg; das trocknet zusätzlich aus. Auch auf scharfes Essen solltest du vor einem Stressmoment verzichten.
3. Nimm die Herausforderung an
Als präventive Maßnahme gegen Schweißperlen hilft es, sich mit Situation X früh genug auseinanderzusetzen. Denn: Herzklopfen, Schweißausbrüche und weiche Knie beim Gedanken an etwas Bevorstehendes weisen uns darauf hin, dass uns die Situation Angst macht. Es hilft, diese diffuse Angst quasi zu packen, sich zu fokussieren und den Stressauslöser zu konkretisieren: Wie will ich bei der Präsentation wirken? Was muss ich tun, damit sie für mich ein Erfolg wird? Kenne ich mein Gegenüber beim Vorstellungsgespräch? Das hilft.
4. Schaff dir Zeitfenster
Statt die unangenehme Aufregung den ganzen Tag mit dir rumzuschleppen, schaffst du besser Zeitfenster, in denen du dich mit der Situation konkret auseinandersetzt. Das Sich-Gedanken-Machen also zum Beispiel auf das nächste Treffen mit der besten Freundin verlegen. Die hilft sicher auch gleich beim nächsten Punkt mit.
5. Üb schon mal
Situationen, vor denen man sich fürchtet, sollte man immer wieder durchspielen, am besten vor Publikum. Irgendwann lässt die Nervosität nach und man fängt im besten Fall an, sich auf die Situation zu freuen.
6. Nutz deinen Körper
Steht dann das Gespräch mit der Chefin oder die Präsentation unmittelbar bevor, hilft es, sich zu bewegen, auf und ab zu gehen und sich locker zu machen: So kommst du vom Kopf in den Körper. Wenn wir uns zudem aufrichten und ein Lächeln aufsetzen, treten wir unserem Gegenüber souverän entgegen. Mit dem so genannten Positive Embodiment trickst man den Kampfmodus, in dem sich der Körper befindet, quasi aus. Also: Brust raus, Rücken gerade, lächeln, los.
7. Sei nicht perfekt
Wird das Lampenfieber dann aber doch übermächtig, sollte man sich keinesfalls für seine Nervosität und seine Schweißperlen schämen. Denn eines sollte man sich bewusst sein: Jede schwitzt bei einem Vorstellungsgespräch und jede ist bei einem Vortrag aufgeregt. Niemand ist perfekt, und niemand muss perfekt sein.
Norina Peier ist Psychologin, Coach und Schauspielerin. Sie führt ein Coaching-Atelier in Zürich und begleitet Firmen, Teams und Einzelpersonen.
(L'essentiel/Andrée Getzmann)