Schicksal noch ungewissSo gelang es den Wildhütern Bärin Gaia in die Falle zu locken
Am Dienstag trat in der norditalienischen Provinz Trient Bärin JJ4 in eine Falle. Wildhüter konnten sie mit Obst und Gemüse anlocken. Auch zwei ihrer drei Jungen wurden zuerst gefangen.

- von
- Letizia Vecchio
Sie hatte sich schon zweimal der Falle genähert. Bärin Gaia einzufangen dauerte dann doch länger als gedacht. Allerdings landete anfangs nicht nur sie im mit Obst und Gemüse präparierten Käfig, sondern auch zwei ihrer drei Jungen – das berichtet die italienische Zeitung «Corriere della Sera». Das Dritte ergriff vorher die Flucht. Die zwei Jungen wurden rasch wieder freigelassen, ihre Mutter allerdings wurde ins Tierpflegezentrum Casteller gebracht.
Aber wie fängt man so ein großes Tier ein und geht außerdem sicher, dass es sich um das richtige Exemplar handelt? Im Gegensatz zu männlichen Bären sind weibliche relativ sesshaft, daher vermuteten die Wildhüter die Bärin ganz in der Nähe der Stelle, an der der Jogger Andrea Papi vor zwei Wochen durch das Tier umgekommen war. Dort legten sie eine Spur aus Gemüse und Obst aus. Sie führte zur Rohrfalle, mit der Gaia schlussendlich gefangen wurde. Die Falle selbst war mit Mais und Äpfeln gefüllt und schloss sich automatisch, sobald die Bären eingetreten waren.
Gaias Kinder sind zwei Jahre alt
Zuvor hatten die Wildhüter bereits einige Wildkameras installiert, um Gaias Bewegungen besser zu dokumentieren – diese wurden aber zum Teil von der Bärin zerstört. Nachdem Gaia in die Falle ging, wurde sie von zwei Tierärzten per Betäubungspfeil narkotisiert – und ihre Jungen wieder freigelassen. Die sind laut Schätzungen der Wildhüter circa zwei Jahre alt und damit auf dem Sprung in die Unabhängigkeit. Auf Wildkameras konnte man sehen, dass die Bärin ihre Jungen zu deren Schutz zuvor immer öfter allein gelassen hatte. Da im April und Mai die Paarungssaison bei Bären beginnt und männliche Bären die Jungen töten könnten, verlassen die Muttertiere ihre Jungen. Oft bleiben die Jungen aber deutlich länger bei ihrer Mutter, manchmal zwischen drei und vier Jahre.
Was mit der Bärin passiert, ist noch unklar
Ihr weiteres Schicksal ist noch vollkommen ungewiss. Während sich die Politik, allen voran Maurizio Fugatti, Präsident der Provinz Trient, für eine Tötung ausspricht (»Wir hätten den Bären gerne an Ort und Stelle getötet»), fordern nun verschiedene Stellen, dass Bärin Gaia weiterleben darf.
«Der Gesundheitszustand des Exemplars erfordert keinen Euthanasie-Einsatz. Es besteht derzeit keine Gefahr für die Population, da JJ4 gefangen gehalten wird» – das ist nur ein Teil des Communiqués, das der Verband der Tierärzte der Autonomen Provinz Trient kürzlich veröffentlichte. Die Tierärzte weisen außerdem daraufhin, dass Bären nach dem Gesetz eine geschützte Art seien. Man müsse die Bärin vor allem deshalb nicht töten, weil es alternative Unterbringungsmöglichkeiten gebe. Private Tierschutzorganisationen hatten sich zuvor bereiterklärt, die Kosten für die Umsiedlung von Gaia zu übernehmen.
Allerdings machen sich nicht nur die Trienter Tierärzte für Gaia stark, sondern auch einige italienische Stars, darunter die Schauspielerin Ornella Muti und ihr Kollege Alessandro Gassmann. Muti fordert: «Hände weg von JJ4! Es wäre wahnsinnig, sie zu töten, nur weil sie sich verhalten hat wie ein Tier.» Alessandro Gassmann zitiert auf Twitter die Mutter des getöteten Joggers: «Den Bären zu töten, bringt mir meinen Sohn auch nicht zurück, die Schuld liegt bei der Verwaltung.»