Amy Schumer über ihren Film«So schön zu sein, würde mich überfordern»
In «I Feel Pretty» spielt Amy Schumer eine Frau, die sich nach einem Unfall unwiderstehlich fühlt. Für die private Amy ist Schönheit kein Vorteil, wie sie im Interview sagt.

«I Feel Pretty» spaltet die Gemüter: Der Film sollte das Selbstbewusstsein von Frauen stärken. Doch die Geschichte der von Selbstzweifeln zerfressenen Renee, die nach einer Kopfverletzung glaubt, umwerfend schön zu sein, erntet vor allem Häme.
Die Washington Post spricht von einem «taktlosen Flop», die Frauenzeitschrift Cosmopolitan beschreibt den Plot als «wahnsinnig problematisch». Und selbst Hollywood-Kollegin Greta Gerwig soll im Kino kommentiert haben: «Ich verstehe diesen Film nicht», wie eine Twitter-Userin dokumentierte.
Im Telefon-Interview erklärt Amy Schumer, wie sie persönlich die Sache mit dem Schönsein sieht.
Amy, du hast den Film mitproduziert. Wieviel von dir steckt in Renee?
Viel! Ich fühle mich ihr sehr verbunden. Das Einzige, mit dem ich mich nicht identifizieren konnte, ist ihr Interesse an der Beauty-Industrie. Die interessiert mich nicht.
Im Film geht es ohnehin viel mehr um Selbstvertrauen als ums Schönsein. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Ich denke, wir geben Schönheit zu viel Gewicht. Wer zu sehr aufs Aussehen fokussiert ist, definiert sich darüber. Ich finde es attraktiver und interessanter, wenn jemand stolz und zufrieden mit sich ist.
Statistiken bestätigen doch, dass attraktive Menschen erfolgreicher sind.
Ja, aber jeder von uns hat doch auch einen Bekannten, einen Arbeitskollegen oder Dates, bei denen die Schönheit plötzlich schwindet. Am Ende wollen wir uns mit Menschen umgeben, die wir bewundern können und die uns zum Lachen bringen. Natürlich schließt das nicht aus, dass diese Leute auch heiß sind.
Was würdest du tun, wenn du für einen Tag Renees Selbstvertrauen hättest?
Wahrscheinlich zu Hause bleiben.
Warum?
Ich bin introvertiert und würde nicht wollen, dass Leute mich anstarren. Wenn ich also überzeugt wäre, dass ich absolut umwerfend aussehe, würde ich mich lieber verstecken.
Glaubst du deine Introvertiertheit beeinflusst dein Selbstvertrauen?
Früher verunsicherte es mich. So etwas wie mit meinen Freund auf eine Hochzeit zu gehen, überforderte mich. Ich musste erst einen Weg finden, Introvertiertheit als Teil von mir und nicht als Schwäche zu sehen.
Fiel es dir leicht, die Bikini-Contest-Szene zu drehen?
Es war befreiend und fühlte sich beinah revolutionär an. Man stellt sich einen sehr spezifischen Typ Frau vor, der das macht. Aber es geht einfach darum, sich gut und frei und besonders zu fühlen.
Habt ihr am Set oft über gesellschaftlichen Druck und Stereotype gesprochen?
Eigentlich nicht. Wir haben viel über Ungerechtigkeit gesprochen. Gleichberechtigung existiert derzeit nicht.
Glaubst du Bewegungen wie MeToo und Time's Up werden die Welt dahingehend verändern? Du bist ja selbst aktiv.
Dass mehr und mehr Frauen ihre Geschichte teilen und sich mehr Frauen als je zuvor um politische Ämter bewerben, bestärkt mich. Ich finde es aber auch wahnsinnig wichtig, dass wir Frauen wie Männern vermitteln, respektvoll miteinander umzugehen.
Also tut sich etwas?
Der Kampf ist real. Und ich glaube, Frauen merken gerade, dass sie sich zusammentun und ihre Stimmen erheben müssen. Sie haben Macht. Manche – und damit meine ich Männer – mögen sich in dieser Situation unwohl fühlen, aber ich bin sehr stolz auf all diese Frauen und stehe hinter ihnen.
«I Feel Pretty» läuft jetzt im Kino.
(L'essentiel/mel)