Abwanderung nach LuxemburgSo versucht die Großregion ihr Pflegepersonal zu halten
LUXEMBURG/FRANKREICH/BELGIEN – Pflegekräfte, die am Ende ihrer Kräfte sind, überlastete Notaufnahmen, die zeitweise schließen müssen. Die Situation bei den Pflegeberufen in der Grenzregion ist alarmierend.
- von
- Nicolas Martin

Die in den Nachbarregionen Luxemburgs gezahlten Prämien reichen nicht immer aus, um die Pflegekräfte zu behalten.
Mehr noch als anderswo stehen die Krankenhäuser in den Grenzgebieten Luxemburgs unter Spannung und beklagen die Abwanderung von Pflegekräften ins Großherzogtum. Diese Feststellung wurde durch die Pandemie noch verstärkt und hat Luxemburgs Nachbarn dazu veranlasst, zu reagieren.
In Frankreich hat die regionale Gesundheitsbehörde (Agence régionale de Santé, ARS Grand Est) im vergangenen Jahr Studienbeihilfeverträge für Auszubildende eingeführt. Krankenpfleger, Krankenschwestern, Masseure, Physiotherapeuten und Radiologieassistenten sind während ihres gesamten Studiums oder eines Teils davon förderfähig. Pflegehelfer bekommen demnach 6000 Euro während der gesamten Ausbildung pro Jahr und 8000 Euro für die anderen Berufe. Dafür müssen sie sich in einer Einrichtung der Region Grand Est verpflichten und zwar «für eine Mindestdauer, die doppelt so lang ist wie die Bezugsdauer der Studienbeihilfe, ab Erhalt des Diploms».
Diese Aktion hat laut der ARS funktioniert. Die ARS versichert, dass 40 Prozent der 485 Verträge in den Departements Meurthe-et-Moselle und Moselle unterzeichnet wurden. Das ist fast die Hälfte der 98 Krankenpflege-, 322 Krankenschwester-, 16 Masseur- und 48 Radiologiestudierenden, die sich für diese Möglichkeit entschieden hat.
Auch in Belgien werden Prämien ausgezahlt
In der belgischen Provinz Luxemburg hat die Attraktivitätsprämie für Krankenpflegepersonal laut dem Kabinett des Provinzabgeordneten Stephan de Mul eine Wirkung gezeigt. Sie ist dem neu eingestellten Pflegepersonal an den Krankenhausstandorten der Intercommunale Vivalia (Arlon, Libramont und Virton) vorbehalten und kann bis zu 7000 Euro betragen. Dazu muss das Pflegepersonal drei aufeinanderfolgende Jahre in einem Vivalia-Krankenhaus bleiben. «Bis zum 31. Dezember 2022 wurden 79 Anträge gestellt, von denen 72 die Bedingungen erfüllten. Seit dem 1. Januar 2023 wurden 13 zulässige Anträge gestellt», versicherte der Abgeordnete.
Reicht das angesichts des Bedarfs? «Nein, die angebotene Prämie führt nicht dazu, dass der Personalmangel zurückgeht. Letztes Jahr fehlten 160 Pflegekräfte in den Vivalia-Einrichtungen, dieses Jahr sind es 200. Fast 240 der 810 Vivalia-Betten können wegen Personalmangels nicht belegt werden», gestand Dominique Wilkin, Regionalsekretär der belgischen Gewerkschaft CSC. Er nannte das Lohngefälle, aber auch die Arbeitsbedingungen als Hauptattraktivitätsmerkmale des Großherzogtums und forderte die Ausweitung der Prämie auf «das gesamte Pflegepersonal, nicht nur auf Neuzugänge».
Luxemburg möchte weiterhin attraktiv bleiben
Für Luxemburg steht viel auf dem Spiel. Von den in Luxemburg beschäftigten rund 30.400 Gesundheitsfachkräften sind fast 45 Prozent Grenzgänger, wie das Gesundheitsministerium kürzlich mitteilte. Nicht weniger als 19 Prozent der Pflegekräfte des Landes, einschließlich der Hilfs- und Pflegenetze, leben in der Region Grand Est, darunter 2677 Krankenpfleger und 1125 Pflegeassistenten.
Um seine Attraktivität zu garantieren, will Luxemburg junge Menschen dazu ermutigen, sich für Pflegeberufe zu entscheiden, insbesondere durch die Vergütung von Ausbildungspraktika in reglementierten Berufen. Oder aber auch über eine Kampagne zur Aufwertung und Förderung der Gesundheitsberufe.