Nach Wahlergebnis – Sorge vor politischer Krise in Afghanistan

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Nach WahlergebnisSorge vor politischer Krise in Afghanistan

Aschraf Ghanis Konkurrent akzeptiert das Wahlergebnis nicht und droht mit einer Gegenregierung. Die Einwohner befürchten nun bewaffnete Zusammenstöße.

Mehr als vier Monate nach der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat die Unabhängige Wahlkommission Ghani zum Sieger der Wahl erklärt.

Mehr als vier Monate nach der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat die Unabhängige Wahlkommission Ghani zum Sieger der Wahl erklärt.

Britta Pedersen

In Afghanistan droht nach dem umstrittenen Ergebnis der Präsidentschaftswahl eine innenpolitische Krise. Die Wahlkommission hatte am Dienstag Amtsinhaber Aschraf Ghani zum Sieger erklärt. Sein wichtigster Herausforderer, der bisherige Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, erkannte das Resultat nicht an, erklärte sich selbst zum Sieger und will eine eigene Regierung formen. Unterstützung erhielt Abdullah am Mittwoch vom bisherigen Vizepräsidenten und ehemaligen Kriegsfürsten Abdul Raschid Dostum. Dieser rief dazu auf, furchtlos zu sein, auf die Straßen zu gehen und den Sieg von Abdullah zu feiern.

Auch er erkenne das Ergebnis nicht an, sagte Dostum, der heute zur Koalition von Abdullah gezählt wird und bei der Wahl 2014 noch Ghani unterstützt hatte. Dostum verfügt über eine große Anhängerschaft im Norden des Landes, die er auch militärisch mobilisieren kann. Tausende Menschen hatten sich am Mittwoch rund um seine Residenz in der Provinz Dschausdschan für seine Rede versammelt.

Umstrittenes Wahlergebnis

Aus der Bevölkerung gab es am Mittwoch gemischte Reaktionen. Bewohner im Norden zeigten sich besorgt, dass es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Anhängern von Abdullah und Ghani kommen könnte. Anhänger von Ghani in größeren Städten gaben sich wiederum zuversichtlich, dass eine Gegenregierung von Abdullah weder im Land, noch international Unterstützung erfahren und nach kurzen Turbulenzen wieder Ruhe im Land einziehen werde.

Die Unabhängige Wahlkommission hatte am Dienstag mehr als vier Monaten nach der Wahl erklärt, Ghani habe mit 50,64 Prozent der Stimmen gewonnen. Abdullah hatte seit Monaten die Überprüfung von 300 000 seiner Ansicht nach ungültigen Stimmen gefordert. Nach den vorläufigen Resultaten im Dezember wurden zwar 16 500 Beschwerden eingereicht, aber die Wahlkommission veröffentlichte ein bis auf wenige hundert Stimmen praktisch identisches offizielles Endergebnis.

Internationale Reaktionen auf den Wahlsieg von Ghani stehen weiter aus. Bisher hat noch kein Regierungschef Ghani gratuliert.

(L'essentiel/dpa)

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