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Corona-PandemieSpanien gilt in Deutschland als Hochrisikogebiet

Spanien hat vor Sommerbeginn fast alle Corona-Beschränkungen aufgehoben, um für Feriengäste attraktiv zu sein. Das rächt sich nun.

Die Wirtschaft Spaniens ist seit langer Zeit auf den Tourismus angewiesen. Zwölf Prozent trägt sie zum jährlichen Bruttoinlandprodukt bei. Deshalb war den spanischen Behörden wichtig, vor den Sommerferien möglichst alle Corona-Maßnahmen aufzuheben, um für Touristinnen und Touristen eine attraktive Reisedestination zu sein.

Diese Entscheidung könnte nach hinten losgegangen sein, wie die Zeitungen von Tamedia berichten. Am Freitag entschied die deutsche Bundesregierung, Spanien offiziell wieder als sogenanntes Hochinzidenzgebiet zu behandeln. Das bedeutet konkret: Wer ab Dienstag, 27. Juli von Spanien nach Deutschland zurückkehrt, dem blüht eine zehntägige Quarantäne, solang sie oder er nicht geimpft ist. Auch die britische Regierung rät ihren Landsleuten vom Urlaub in Spanien ab.

«Spanien nicht stigmatisieren»

Für Spanien sind das katastrophale Neuigkeiten, sind doch britische und deutsche Feriengäste die beiden größten Gruppen ausländischer Besucherinnen und Besuchern. Trotzdem gibt sich die spanische Tourismusbranche betont gelassen. Spanien sei ein sichereres Land, Grund zur Panikmache gebe es keinen. Die Tourismusministerin Reyes Maroto bat darum, Spanien nicht zu «stigmatisieren».

Die Corona-Inzidenz liegt in Spanien aktuell bei 338 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Damit liegen diese rund anderthalb Mal so hoch wie noch vor zwei Wochen. In der Schweiz liegt die Inzidenz aktuell bei 87 Ansteckungen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Besonders viele junge Spanierinnen und Spanier stecken sich zurzeit an: Bei den 20- bis 29-Jährigen liegt die Inzidenz bei 1884 Ansteckungen auf 100.000 Einwohner.

Situation in Katalonien besorgniserregend

Grund zur Hoffnung gibt Spanien die hohe Impfquote im Land. 85 Prozent der über 40-Jährigen sind komplett geimpft. Spanien kommt hier entgegen, dass viele seiner Bewohnerinnen und Bewohner schon eine Covid-Erkrankung durchgemacht haben – und dementsprechend nur auf eine Impfdosis angewiesen sind.

In gewissen spanischen Regionen spitzt sich die Lage auf den Intensivstationen der Krankenhäuser bereits wieder zu. In der spanischen Region Katalonien sind 40 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. 505 Menschen benötigen dort Intensivbehandlung, jeder fünfte davon ist jünger als 40 Jahre. Damit hat Katalonien wieder die gleiche Auslastung wie Mitte Januar.

In anderen Regionen Spaniens ist die Auslastung der Intensivstationen allerdings weniger besorgniserregend. Sie liegt landesweit bei 14 Prozent. Von einer Überlastung könne nicht die Rede sein, sagt das spanische Gesundheitsministerium.

(L'essentiel/Reto Heimann)

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