Demo gegen Maßentourismus – Spanier verweigern Touristen das Bad im Meer

Publiziert

Demo gegen MaßentourismusSpanier verweigern Touristen das Bad im Meer

Viele Einwohner Barcelonas haben ausländische Gäste so richig satt. Jetzt wollen sie ihren Strand zurückerobern. Am Flughafen wird derweil gestreikt.

Anwohner aus dem spanischen Arbeiterviertel «La Barceloneta» haben gegen den Massentourismus in ihrem Land protestiert. Mit gelben T-Shirts bildeten sie am Strand eine Menschenkette und verwehrten somit den Badegästen den Zugang zum Meer.

Die Spanier stören sich zum einen an der ständigen Trunkenheit der Touristen, zum anderen sind sie erzürnt wegen der steigenden Preise. Die massive Nachfrage nach Unterkünften ziehe höhere Mietpreise nach sich. Große Wohnungen werden in kleinere Einheiten unterteilt, um dem Andrang gerecht zu werden, wie es in einem Bericht der Welt heißt. Außerdem würden kleine Betriebe laufend verschwinden. Auf Lärmbeschwerden reagiere das Partyvolk ungehalten. Nicht selten werde gedroht und gepöbelt.

Unbefristeter Streik am Flughafen

Auch beim Flughafen Barcelona leiden Angestellte unter der Beliebtheit Spaniens. Die Zahl der Passagiere stieg zwischen 2009 und 2016 um mehr als 60 Prozent. Nach Angaben von Mitarbeitern schrumpfte die Belegschaft des Sicherheitspersonals in der Zeit allerdings von 500 auf 360. Deshalb ist das Personal am Sonntag in einen unbefristeten Streik getreten. Zuvor war ein Angebot für 18 Prozent mehr Gehalt abgelehnt worden.

Die Sicherheitsleute beklagen eine massive Unterbesetzung am zweitgrößten Flughafen Spaniens sowie eine zu hohe Arbeitsbelastung. Angestellt sind sie bei der Eulen-Gruppe, die in 14 Ländern 86.000 Menschen beschäftigt.

Der unbefristete Streik war Anfang des Monats angekündigt worden und schließt sich an teilweise Arbeitsniederlegungen in den vergangenen Wochen und Tagen an. Am Freitag sah sich die spanische Regierung gezwungen, die Zivilgarde um Hilfe bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen zu bitten. Das Sicherheitspersonal ist allerdings verpflichtet, einen Mindestbetrieb aufrechtzuerhalten.

«Tourist go home»

Allein das erste Halbjahr 2017 brachte laut dem spanischen Statistikinstitut INE 36,3 Millionen Touristen in das Land. Das sind 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Von einem Profit, einer Ankurbelung der Wirtschaft will in Spanien jedoch zurzeit keiner reden.

«In nur zwei Jahrzehnten ist die Stimmung von Liebe in Hass umgeschlagen», sagt Benet Miami, Professor an der katholischen Privatuniversität Abat Oliba in einem Beitrag in der Zeitung El Periódico. Davon zeugen unter anderem Wandschmierereien wie «Tourist go home» in der Altstadt Barcelonas oder «Gaudi hates you» unweit des Güell-Parks, der von Antoni Gaudí in den Jahren 1900 bis 1914 erschaffen wurde.

Seit Wochen protestieren die Einheimischen wegen prekärer Arbeitsbedingungen, überfüllten Straßen, Umweltschäden sowie höheren Mietpreisen für Einheimische. Nebst Barcelona ist die Situation vor allem auf Mallorca laut spanischen Medienberichten höchst unerfreulich. «Was haben die Anwohner von Palma davon, wenn Tag für Tag 20.000 Kreuzfahrer über die Stadt herfallen und aufgrund ihren All-Inclusive-Pakete kaum konsumieren und entsprechend wenig Geld da lassen», schrieb kürzlich die spanische Tageszeitung El País.

(L'essentiel/kaf/afp)

Deine Meinung