Bildungssystem in Luxemburg – «Spellchecker hat mich mehr gelehrt als die Schule»

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Bildungssystem in Luxemburg«Spellchecker hat mich mehr gelehrt als die Schule»

LUXEMBURG – Die Regierung startet eine Kampagne zur luxemburgischen Rechtschreibung. Zeit, einen Blick auf den Luxemburgisch-Unterricht in den Schulen zu werfen.

Auch Lucien Welter (links), der die Petition für Luxemburgisch als erste Amtssprache eingereicht hatte, kritisierte den Luxemburgisch-Unterricht in der Schule während der Sprachendebatte am vergangenen Montag in der Abgeordnetenkammer.

Auch Lucien Welter (links), der die Petition für Luxemburgisch als erste Amtssprache eingereicht hatte, kritisierte den Luxemburgisch-Unterricht in der Schule während der Sprachendebatte am vergangenen Montag in der Abgeordnetenkammer.

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«Ich hab mehr mit dem Spellchecker gelernt als in der Schule»: Klarer könnte Norah ihre Meinung nicht machen. Um ihre E-Mails auf Luxemburgisch ohne Fehler abzuschicken, konsultiert sie immer eine Internetseite, da sie sich sonst sicher irgendwo irren würde. «Ich kenne einige Grammatik-Regeln, die ich in der Grundschule gelernt habe, aber tatsächlich lernt man kaum, wie man die Sprache schreibt», erklärt die junge Luxemburgerin.

Genauso wie Norah schwört auch Sté auf die Website spellchecker.lu, wenn es darum geht «die E-Mails auf der Arbeit zu korrigieren». Außerdem erklärt sie: «Zwischen Luxemburgern ist man es gewöhnt, dass man E-Mails, SMS oder andere Nachrichten erstmal entziffern muss, weil jeder eine andere Rechtschreibung nutzt.» Und das, obwohl die luxemburgische Sprache momentan im Laufe der gesamten Schulbildung unterrichtet werden soll.

Eine Föderkampagne für die luxemburgische Orthografie

Der Lehrplan der Grundschule sieht vor, «die Kinder an einige Grundregeln des Schreibens der luxemburgischen Sprache heranzuführen. Der Lehrer passt die Schreibaufgaben an das Wissen der Kinder an. Auf keinen Fall soll er dabei auf Diktate oder andere formelle Übungen zurückgreifen», präzisierte unlängst der Bildungsminister Claude Meisch in einer parlamentarischen Antwort. Es handelt sich also um Kurse, wo die größte Gewichtung auf dem Mündlichen liegt.

Luxemburgisch ist faktisch gesehen die meist gesprochene Sprache der Einwohner. Nach Zahlen der Statec reden sieben von zehn Einwohner Luxemburgisch in ihrem Bekanntenkreis, auf der Arbeit oder in der Schule. Mehr als die Hälfte bezeichnet die Sprache sogar als ihre Muttersprache. Eine gesprochene Sprache, aber auch eine, «die mehr und mehr beim Schreiben genutzt wird», unterstreicht Myriam Bamberg, Pressesprecherin des Bildungsministeriums. Auch deswegen startet die Regierung am Montag eine Förderkampagne für die luxemburgische Orthografie.

«Luxemburgisch kommt immer mehr in verschiedenen Kontexten vor, sowohl auf privater Ebene als auch im Beruf. Das Ministerium initiiert diese große multimediale Kampagne, um das Interesse der Jugendlichen und Erwachsenen an unserer Sprache zu wecken und die Grundregeln zu vermitteln oder aufzufrischen», erklärt das Bildungsministerium weiter.

(Fatima Rougi/L'essentiel)

Die Sache mit den Schulsprachen...

In der ersten Klasse geht es vor allem darum, Luxemburgisch als «Sprache der Kommunikation» zu vermitteln. Dann in den Klassen zwei bis vier wird der Unterricht hauptsächlich auf Deutsch gehalten. Ab der 4e im Lyzeum werden dann alle Fächer in Französisch unterrichtet. Außer im Technischen Lyzeum, wo die Unterrichtssprache weiterhin Deutsch bleibt.

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