Mühlheim-KärlichSpezialmaschine knabbert an AKW-Kühlturm
MÜHLHEIM-KÄRLICH - Der gewaltige Kühlturm des AKW Mülheim-Kärlich wird bald spiralenförmig abgebaut. Damit verschwindet ein Symbol der Atomkraft.

Der Kühlturm des im Rückbau befindlichen Kernkraftwerks in Mülheim-Kärlich.
Ein seltenes Schauspiel lässt sich bald in Mülheim-Kärlich beobachten: Im August soll der Abriss des runden Kühlturms des dortigen Atomkraftwerks beginnen. «Eine Spezialmaschine krallt sich oben fest, fährt langsam rund und knabbert immer mehr ab», erläuterte RWE-Sprecherin Dagmar Butz der Deutschen Presse-Agentur das Vorgehen. «Das ist eine Weiterentwicklung aus dem Rückbau von großen Schornsteinen», ergänzte sie. Die Baustelle werde schon dieser Tage eingerichtet. Ziel sei die grüne Wiese bis Ende 2018 an der Stelle des Kühlturms, der mit 162 Metern höher als der Kölner Dom ist.
Der 1300-Megawatt-Reaktor Mülheim-Kärlich war bereits 1988 nach nur 13-monatigem Betrieb für immer vom Netz gegangen - nach einer Verfügung des Bundesverwaltungsgerichts. Bei den Planungen war die Erdbebengefahr nicht ausreichend berücksichtigt worden - ein milliardenschweres Fiasko. Seit 2004 läuft der Abriss der gesamten Anlage. Dieser dauert Butz zufolge voraussichtlich noch weitere zehn Jahre.
Parkhaus oder Eventturm
Für eine weitere Nutzung des Kühlturms habe es viele Vorschläge gegeben, zum Beispiel den Umbau zu einem Parkhaus oder «Eventturm». Doch das sei unmöglich, weil der im Neuwieder Becken weithin sichtbare Turm nur sein Eigengewicht trage - so wie eine Eierschale.
Mit einem Bauaufzug wird nun nach Worten der RWE-Sprecherin das Abbruchmaterial des Turm nach unten transportiert. «Das ist wie ein Bauaufzug an Häusern, wenn Dachziegel befördert werden, nur drei Nummern größer.»
Bereits zu etwa einem Viertel verschwunden seien fünf Gebäude für die Aufbereitung von Rheinwasser. «Im August soll ihr Rückbau beendet sein», sagte die Sprecherin. Schon seit Jahren laufen zudem Abrissarbeiten innerhalb des Kernkraftwerks - davon ist von außen nichts zu sehen. Drinnen zerlegen nach und nach Arbeiter in Schutzkleidung und teils sogar mit Sauerstoffversorgung einzelne Bestandteile und leeren ganze Räume.
(L'essentiel/dpa)