207 Tote in Sri Lanka – Sri Lanka macht lokale Jihadisten verantwortlich

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207 Tote in Sri LankaSri Lanka macht lokale Jihadisten verantwortlich

Es trifft Gläubige und Gäste von Luxushotels: Eine verheerende Serie von Explosionen erschüttert Sri Lanka und sorgt international für Entsetzen und Bestürzung.

Bei einer verheerenden Anschlagsserie auf christliche Kirchen und Hotels sind am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 191 Menschen getötet worden - darunter auch zwölf Ausländer. Dies berichteten die Sprecher von sieben örtlichen Krankenhäusern der Deutschen Presse-Agentur. Demnach wurden bei den koordinierten Explosionen außerdem mehr als 500 Menschen verletzt.

Es gab mindestens acht Detonationen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sprach von einer «terroristischen Attacke» und machte Extremisten für die Bluttaten verantwortlich. Die Verantwortlichen seien identifiziert, sagte er. Er verhängte eine landesweite Ausgangssperre bis zum frühen Montagmorgen.

Woher die mindestens zwölf getöteten Ausländer stammten, war zunächst unklar. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolou sollen unter den Toten zwei Türken sein.

11:36 Uhr
Polizei findet 87 Sprengkapseln

Die Polizei hat 87 Sprengkapseln bei einer Bushaltestelle in Colombo entdeckt. Wie die Polizei laut der Nachrichtenagentur AFP mitteilt, waren zwölf der Zünder auf dem Boden verstreut und beim späteren Durchsuchen einer Müllhalde wurde 75 weitere gefunden.

11:37 Uhr
Warnung ignoriert

Am 11. April hatte der stellvertretende Polizeichef Priyalal Dissanayake ein Schreiben verfasst, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte. Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es.

Der Sprecher des sri-lankischen Kabinetts, Rajitha Senaratne, bestätigte am Montag bei einer Medienkonferenz die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das Telekommunikationsminister Harin Fernando auf Twitter veröffentlicht hatte. Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden.

Senaratne, der auch Gesundheitsminister ist, kritisierte das angespannte Verhältnis zwischen Wickremesinghe und den Sicherheitsdiensten unter Staatspräsidenten und Verteidigungsminister Maithripala Sirisena. Sirisena hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt. «Dies ist das einzige Land, wo, wenn der Premierminister den Sicherheitsrat einberuft, sie (gemeint sind deren Mitglieder) nicht erscheinen», sage Senaratne.

Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem Inselstaat nicht gegeben.

04:11 Uhr
290 Todesopfer
Die Zahl der Anschlagsopfer in Sri Lanka ist auf rund 290 gestiegen. Ein Polizeisprecher sagte am Montag, mehr als 500 weitere Menschen seien bei der Serie von Bombenexplosionen verletzt worden. Bislang war von mindestens 207 Toten die Rede gewesen. Im Zusammenhang mit den Anschlägen seien inzwischen 24 Menschen festgenommen worden, sagte der Polizeisprecher.

03:43 Uhr
Rohrbombe entschärft
Nahe des Flughafens der Hauptstadt Colombo haben Sicherheitskräfte eine Rohrbombe entschärft. Ein Polizeivertreter sagte, der selbstgebaute Sprengsatz sei am Sonntagabend an einer der Straßen zum Hauptterminal entdeckt worden. Spezialisten der Luftwaffe hätten die Rohrbombe entfernt und unschädlich gemacht.

19.13 Uhr
Leichenteile

An den Tatorten boten sich grausame Bilder. Nach einem Besuch an drei Anschlagsorten erklärte Wirtschaftsminister Harsha de Silva: «Ich habe überall Leichenteile verstreut gesehen.» Es habe «viele Opfer einschließlich Ausländern» gegeben.

Regierungschef Ranil Wickremesinghe sprach von «feigen Angriffen». Die Anschläge «zielten klar darauf ab, das Land zu destabilisieren».

18.20 Uhr
Mehrere Amerikaner

Laut US-Außenminister Mike Pompeo sind bei den Anschlägen mehrere Amerikaner getötet worden.

Das sri-lankische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten konnte bisher 11 Opfer ausländischer Herkunft identifizieren. Demnach stammen drei aus Indien, eines aus Portugal, zwei aus der Türkei, drei aus Großbritannien und zwei Opfer haben eine US-britische Doppelbürgerschaft, schreibt The Guardian. 25 weitere ausländische Opfer konnten noch nicht identifiziert werden.

18.03 Uhr
Acht Festnahmen

Mittlerweile sind acht Menschen festgenommen worden. Bei den Verdächtigen handle es sich um Einwohner des Inselstaats, allerdings gingen die Behörden auch möglichen Verbindungen ins Ausland nach, sagte Regierungschef Ranil Wickremesinghe am Sonntag.

15.15 Uhr
Dashcam-Video zeigt Explosion in Kirche

Diese Aufnahme soll laut lokalen Medien die Explosion in der Kirche St. Anthony's in Colombo festgehalten haben.

14.11 Uhr
Opferzahlen steigen

Die offiziell bestätigte Zahl der Opfer bei der Anschlagsserie in Sri Lanka ist abermals gestiegen: Nach Polizeiangaben vom Sonntagabend (Ortszeit) wurden bei den acht Explosionen mindestens 207 Menschen getötet, mehr als 450 weitere wurden demnach verletzt.

Die Ermittler gingen derzeit Hinweisen nach, dass alle Anschläge von Selbstmordattentätern ausgeführt worden seien, sagte Polizeisprecher Ruwan Gunasekera vor Journalisten in Colombo.

13.56 Uhr
Sieben Verdächtige in Haft
Wie Behörden berichten, sind inzwischen sieben Personen im Zusammenhang mit den Anschlägen verhaftete worden.

13.35 Uhr
Selbstmordattentäter

Die Explosionen am Ostersonntag waren offenbar zumindest zum Teil das Werk von Selbstmordattentätern: Im Luxushotel Cinnamon Grand in der Hauptstadt habe sich ein Attentäter in einer Warteschlange im Restaurant in die Luft gesprengt, sagte ein Hotelmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP. «Er ging zum Anfang der Schlange und löste die Detonation aus», berichtete der Angestellte.

Nach Polizeiangaben wurde auch die achte – und bislang letzte – Detonation von einem Selbstmordattentäter ausgelöst. Der Mann habe sich in die Luft gesprengt, als Polizisten sein Haus in einem Vorort von Colombo betreten hätten.

13.15 Uhr
Trump verspricht Unterstützung

Nach der schweren Anschlagserie auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka hat US-Präsident Donald Trump den Menschen des Inselstaats sein Mitgefühl ausgesprochen. Er bot in einer Nachricht auf Twitter zugleich die Unterstützung der USA an. «Wir stehen bereit, um zu helfen», schrieb der US-Präsident am Sonntag. Er sprach von «schrecklichen Terrorattacken».

13 Uhr
«Entsetzten und Trauer»
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat mit «Entsetzen und Trauer» von den Bombenanschlägen erfahren.

Kirchen und Luxushotels

Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Gotteshäusern fanden gerade Ostermessen statt. Dort gab es die meisten Opfer. Allein in der Kirche in Negombo starben nach offiziellen Angaben mehr als 100 Menschen.

Außerdem gab es Explosionen in den Luxushotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombio. Dort sollen auch Ausländer verletzt worden sein. Später wurde eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt Colombo mit zwei Toten gemeldet. Eine achte Explosion ereignete sich am Nachmittag (Ortszeit) in einer Wohngegend in Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos.

Die Explosionen in den Kirchen und Luxushotels fanden fast zeitgleich statt. Die erste wurde aus der Kirche in Colombo gemeldet, die übrigen alle innerhalb von nur 30 Minuten.

«Schreckliche Szenen»

Zunächst bekannte sich niemand zu den Angriffen. Staatspräsident Maithripala Sirisena sagte, die Streitkräfte und die Polizei würden der «Verschwörung» auf den Grund gehen. Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte hielten mit mehreren Ministern eine Krisensitzung ab.

Minister Harsha de Silva schrieb auf Twitter, in einer Kirche in Colombo habe es «schreckliche Szenen» gegeben. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Retter Verletzte aus einer verwüsteten Kirche trugen.

Eine 20 Jahre alte Touristin aus Dänemark, die mit drei Freundinnen in einem Hotel in Colombo untergekommen ist, sagte dem dänischen Rundfunk zur Explosion in der St.-Antonius-Kirche: «Es herrschte Chaos in der Straße mit Menschen und Rettungswagen überall. Viele der Einheimischen haben die Straße hinunter gezeigt und gesagt, es habe eine Explosion gegeben und viele seien tot.»

Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.

(L'essentiel/dmo)

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