François Bausch in Brüssel: Steht die chinesisch-luxemburgische Beziehung auf der Kippe?

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François Bausch in BrüsselSteht die chinesisch-luxemburgische Beziehung auf der Kippe?

LUXEMBURG – Neben Russland rückt auch China immer mehr in den Fokus von Sicherheitsbedenken der Nato. Ohne die bilateralen Beziehung gefährden zu wollen, hat sich Luxemburgs Verteidigungsminister für stärkere Unabhängigkeit ausgesprochen.

Thomas Holzer
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Thomas Holzer
François Bausch traf sich am Montag mit dem Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg

François Bausch traf sich am Montag mit dem Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg

Nato

China rückt politisch immer weiter ins Abseits, was nicht zuletzt an der jüngst ausgerufenen dritten Amtszeit von Xi Jinping und seiner Nähe zu Russland liegen dürfte. Doch welche Auswirkungen hat das auf die chinesisch-luxemburgischen Beziehungen? Unter den zahlreichen Themen, die der luxemburgische Verteidigungsminister François Bausch (Déi Gréng), bei seinem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am heutigen Montag debattierte, war auch Chinas derzeitige Rolle in der Weltpolitik auf der Gesprächsagenda. Dabei kamen sie zum Entschluss, dass die Volksrepublik «eine große Herausforderung für die Sicherheit der Nato-Verbündeten» darstelle.

Angefangen mit dem Handelskrieg bis hin zum Spionageballon-Eklat werden die Beziehungen zwischen dem Westen und China jeden Tag aufs Neue auf die Probe gestellt. Auch im Hinblick auf den Ukraine-Krieg sind die Fronten klar verhärtet. Während China eine eher ambivalente Haltung gegenüber Russland zeigt, steht die Nato unterstützend an der Seite der Ukraine, untermauert mit fortwährenden Waffenlieferungen.

Inmitten dieser Rivalitäten zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt muss das Großherzogtum mit Fingerspitzengefühl agieren, um seine Realpolitik nicht zu gefährden. Basierend auf guten bilateralen Beziehungen hat Luxemburg in der Vergangenheit zahlreiche chinesische Vorstöße in mehrere strategische Sektoren (Finanzen, Waren, Energie) gebilligt, während das Land gleichzeitig als langjähriger militärischer und handelspolitischer Verbündeter der Vereinigten Staaten gilt.

Daher scheint es nur naheliegend, dass in den kommenden Monaten die Frage, wie lange das Großherzogtum mit beiden Länder gute Beziehung aufrecht erhalten kann, immer prekärer wird. Nach dem Austausch zwischen Bausch und dem Nato-Chef deutet alles auf eine waltende Vorsicht, aber keine Umkehr der Beziehungen zwischen Luxemburg und China hin: «Es geht nicht darum, unsere Wirtschaftsbeziehungen mit China abzubrechen. Das Ziel besteht lediglich darin, Abhängigkeiten bei der Versorgung mit strategischen Materialien zu vermeiden», erklärte das Verteidigungsministerium gegenüber L'essentiel und berief sich dabei auf die «Lehren, die aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine zu ziehen sind», vor allem was die Öl- und Gasabhängigkeit betreffe.

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