La RéunionStrandmüll weckt falsche Hoffnungen zu MH 370
In Kürze nehmen Ermittler in Frankreich das in La Réunion angeschwemmte Flugzeugteil unter die Lupe. Ein neuer Fund erweist sich als Hausrat.

Ein auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean gefundenes Metallteil hat kurzzeitig für neue Aufregung um die vor eineinhalb Jahren verschwundene Passagiermaschine der Malaysia Airlines gesorgt. Die malaysische Luftfahrtbehörde sagte am Sonntag, das Überbleibsel habe sich aber als eine haushaltsübliche Leiter entpuppt. Das ebenfalls in Réunion angeschwemmte Querruder einer Boeing 777 befindet sich mittlerweile in einem Analysezentrum nahe Toulouse. Ermittler wollen dort am Mittwoch mit der Analyse beginnen.
Gendarmen auf La Réunion hatten am Sonntag zunächst ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großes Metallteil geborgen, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Das Teil sei als mutmaßliches Beweisstück aufgenommen worden, hieß es aus den Ermittlerkreisen. Es deute jedoch bislang nichts darauf hin, dass es von einem Flugzeug stamme. Der Fund weist eine Art Griff auf, der mit Leder überzogen ist und zwei aufgedruckte Ideogramme zeigt.
«Nichts Auffälliges»
Ebenfalls am Sonntag übergab ein Mann der Polizei ein 70 Zentimeter großes Teil und äußerte die Vermutung, es könne sich um ein Stück einer Flugzeugtür handeln. Justizkreise dementierten später, dass mutmaßliche Wrackteile am Sonntag versiegelt worden seien.
Das australische Verkehrsministerium bestätigte zwar, dass weitere Objekte der Polizei übergeben würden, bislang sei aber «nichts Auffälliges» dabei gewesen, «auch keine Tür».
Steuerruder in Frankreich eingetroffen
Am Mittwoch war auf La Réunion ein rund zwei Meter großes Steuerruder entdeckt worden, das am Samstag zur Untersuchung in Frankreich eintraf. Die Analyse soll am Mittwoch in einem Labor in Toulouse beginnen. Die Experten sollen unter anderem herausfinden, ob das Teil tatsächlich von der Boeing 777 des verschollenen Flugs MH 370 stammt. An der Untersuchung beteiligt sich auch der Flugzeughersteller Boeing. In einem Labor bei Paris soll zudem ein Kofferstück untersucht werden, das am selben Strand angeschwemmt worden war.
Die französische Justiz hat die Ermittlungen übernommen, weil vier der Passagiere von Flug MH 370 Franzosen waren. Drei Untersuchungsrichter sowie ein Experte der französischen Behörde für die Untersuchung von Flugunfällen (BEA) wollten sich am Montag in Paris hinter verschlossenen Türen mit der malaysischen Delegation treffen. Nach französischen Informationen dürfte Malaysia in einigen Tagen ein offizielles Rechtshilfegesuch an Paris stellen.
Wird Rätsel um MH 370 noch gelöst?
Der unerwartete Fund des Wrackteils in rund 4000 Kilometern Entfernung des vermuteten Absturzorts hat Hoffnungen geweckt, eines der großen Rätsel der Luftfahrtgeschichte werde doch noch gelöst. Die Malaysia-Airlines-Maschine war am 8. März 2014 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Insassen an Bord von den Radarschirmen verschwunden. Es wird vermutet, dass sie vom Kurs abwich und nach stundenlangem Flug mit leerem Tank in den Indischen Ozean stürzte.
Nach Angaben der malaysischen Regierung steht inzwischen fest, dass das auf La Réunion gefundene Steuerruder von einer Boeing 777 stammt - zudem wird in der Region keine andere Boeing 777 vermisst. Einige erhoffen sich von dem Wrackteil aufgrund der daran angelagerten Muscheln auch Rückschlüsse auf den Absturzort.
Waschmittel und Wasserflasche
In den vergangenen Tagen waren bereits mehrfach Funde auf La Réunion gemacht worden, wobei jedoch ebenfalls unklar ist, ob sie zu dem Flugzeug gehören. Entdeckt wurden etwa eine Waschmittelflasche mit indonesischer Aufschrift, eine chinesische Wasserflasche sowie ein Haarmittel-Fläschchen mit asiatischen Schriftzeichen. 153 Passagiere des Flugs waren Chinesen, sieben waren Indonesier.
Malaysia rief die Behörden im Indischen Ozean am Sonntag auf, weiter nach möglichen Wrackteilen Ausschau zu halten. Die malaysische Luftfahrtbehörde wende sich in diesem Zusammenhang an die regionalen Luftfahrtbehörden im Umkreis von La Réunion, erklärte Malaysias Verkehrsminister Liow Tiong.