Fußball in LuxemburgTalente kehren Roten Löwen den Rücken zu
LUXEMBURG - Seit Miralem Pjanic wandern viele talentierte Luxemburger Fußballer zu anderen Nationen ab. Der Verband muss zuschauen.

Sie sind Luxemburger, sie sind jung und sie sind dazu bestimmt, eines Tages Fußballprofis zu werden. Doch in den Luxemburger Farben werden sie dann wohl nicht auflaufen. Seit ein gewisser Miralem Pjanic unter Aufsicht des Nachwuchsleistungszentrums in Monnerich herangewachsen ist, laufen dem Großherzogtum die Talente davon. Der heute 25-jährige Weltklassespieler hat sich im Jahr 2008 für die bosnische Nationalmannschaft entschieden.
Etliche Talente teilen Pjanics Werdegang und wechselten aus Monnerich, wo der Luxemburger Verband für das Training pro Spieler etwa 10.000 Euro im Jahr investiert, zum FC Metz. Dort kehrten sie den Roten Löwen irgendwann den Rücken zu – wegen der Aussicht auf sportlichen Erfolg in der Nationalmannschaft. Bis zum ersten Pflichtspiel mit dem A-Team haben die Youngsters in der Regel Zeit, sich zu entscheiden.
Entscheidung steht bevor
Vahid Selimovic zum Beispiel, der in der Nachwuchsauswahl des französischen Zweitligisten spielt, entschied sich für Serbien, Mannschaftskollege Emir Bijelic spielt künftig für Bosnien. Beide sind erst 18 Jahre alt und haben die luxemburgische Staatsangehörigkeit. Der 17-jährige Belmin Muratovic hat sich hingegen noch nicht zwischen Montenegro und Luxemburg entschieden.
Denis Schaeffer, Direktor des Metzer Ausbildungszentrums, kennt das Problem – und sieht es auf weitere junge Spieler zukommen. Auf den 15-jährigen Ryan Johansson zum Beispiel. «Er hat enorme Qualitäten», sagt Schaeffer. Doch obwohl er in Luxemburg wohnt und aus der Jugend des Haupstadtclubs RFCU kommt, steht dem Kicker eine wichtige Entscheidung bevor. Will er später für Luxemburg, des Geburtsland seines Vaters Schweden oder das seiner Mutter Irland spielen? Auch die Deutschland-Legionäre Jan Ostrowski (16 Jahre, FSV Mainz 05) und Eric Veiga (19, Eintracht Braunschweig) stecken in diesem Dilemma.
Lösungen für das Problem gebe es nicht, wie der Präsident des Luxemburger Fußballverbandes, Paul Philipp, erklärt. Auch Nationaltrainer Luc Holtz muss mit der Wahrheit leben, will aber keine große Sache daraus machen. «Wenn ein Spieler keine Lust hat, für Luxemburg zu spielen, ziehe ich es vor, nicht auf ihn zu zählen», erklärt er. Er wolle sich lieber auf die Spieler konzentrieren, die mit dabei sind.
(Philippe Di Filippo/L'essentiel)