GefangenenaustauschTaliban wollen Vorgespräche unterbrechen
Rund eine Woche nach Ankunft einer Taliban-Delegation in Kabul für Gespräche über den geplanten Gefangenenaustausch gibt es erneut Stillstand in den Verhandlungen.

Inhaftierte Taliban sitzen im Pul-e-Charkhi Gefängnis zusammen.
Man wolle ab morgen nicht mehr an den Treffen mit Vertretern der afghanischen Regierung teilnehmen, twitterte Talibansprecher Suhail Schahin in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit). Die Taliban nannten keine konkreten Gründe für ihre Entscheidung.
Auch die afghanische Regierung hatte am Montag ihren Unmut über die Vorgespräche bekundet. Die Taliban würden die Freilassung von 15 Befehlshabern fordern, die an einigen der größten Anschläge beteiligt gewesen seien, sagte der Chef der Behörde für lokale Regierungsführung, Matin Bek, am Montag während einer Pressekonferenz. Kabul sei bereit, Hunderte Taliban-Gefangene freizulassen. Die Taliban verhielten sich aber «stur».
Seit Wochen herrscht Streit zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban über einen geplanten Gefangenenaustausch. Die Freilassung von bis zu 5000 Gefangenen war als Vorbedingung für innerafghanische Friedensgespräche in das Abkommen aufgenommen worden, das die USA mit den Taliban am 29. Februar unterzeichnet hatten. Die Gefangenen gelten laut Experten als das Hauptdruckmittel der Regierung in Kabul, die Taliban zu Gesprächen zu bringen. Während viele Konfliktparteien weltweit wegen Corona Waffenstillstände ausrufen, geht der gewaltsame Konflikt in Afghanistan weiter.
(L'essentiel/dpa)