Fall Trayvon Martin – Todesschütze von Florida freigesprochen

Publiziert

Fall Trayvon MartinTodesschütze von Florida freigesprochen

George Zimmerman wird für den gewaltsamen Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin in Florida nicht bestraft. Die Geschworenen befanden ihn für nicht schuldig.

George Zimmerman (r.) wird von seinen Anwälten beglückwünscht. (Bild: Keystone/AP/Gary W. Green

George Zimmerman (r.) wird von seinen Anwälten beglückwünscht. (Bild: Keystone/AP/Gary W. Green

Im Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin in Florida haben die Geschworenen den Nachbarschaftswächter George Zimmerman freigesprochen. Die sechs Mitglieder der Jury kamen am Samstag nach stundenlangen Beratungen zu dem Schluss, dass Zimmerman nicht des Totschlags an dem unbewaffneten Jugendlichen schuldig sei.

Die Richterin Deborah Nelson sagte zu Zimmerman, sie habe die Entscheidung der Jury bestätigt und er könne den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. «Herr Zimmerman, ich habe das Urteil unterschrieben, das die Entscheidung der Jury bestätigt. Ihre Kaution wird aufgehoben. Ihre GPS-Überwachung wird abgeschaltet, wenn Sie den Gerichtssaal hier verlassen. Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht», sagte Nelson.

Notwehr oder Mord?

Der 29-jährige Zimmerman lächelte kurz, erschien sonst aber eher unbewegt. Seine Familie hinter ihm freute sich dagegen sichtlich. Die Familie von Trayvon Martin war nicht im Saal. Zimmermans Anwalt Mark O'Mara begrüßte das Urteil. «Offenkundig sind wir verzückt über das Ergebnis. George Zimmerman war niemals irgendetwas schuldig, außer sich in Notwehr verteidigt zu haben», sagte O'Mara.

Die Demonstranten, die sich vor dem Gericht versammelt hatten, um «Gerechtigkeit für Trayvon Martin» zu fordern, reagierten dagegen empört auf das Urteil. «Dies ist das Ende unseres Rechtssystems. Die Justiz ist nicht gleich für alle», sagte nach der Urteilsverkündung der 20-jährige Ashton Summer.

Jury entscheidet einstimmig

Die sechs Frauen in der Jury, darunter fünf Weiße, mussten einstimmig über Schuld und Unschuld des angeklagten Nachbarschaftswächters Zimmerman entscheiden. Sie begannen die Beratungen am Freitag, vertagten sie aber nach kurzer Zeit auf Samstag. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Schlussplädoyers gehalten.

Zimmerman hatte Trayvon Martin am Abend des 26. Februar 2012 auf einem Patrouillengang in der Stadt Sanford erschossen, nachdem es in der Gemeinde eine Reihe von Einbrüchen gegeben hatte. Der unbewaffnete Jugendliche befand sich auf dem Weg von einem kleinen Einkauf nach Hause.

Hitzige Debatte über Rassismus

Die Polizei hatte Zimmerman nach dem Vorfall zunächst laufen lassen. Dabei berief sie sich auf das «Stand Your Ground»-Gesetz, das Bürgern in Florida ein besonders ausgeprägtes Recht auf Selbstverteidigung mit Schusswaffen einräumt. Martins Eltern warfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz war.

Der Tod des Teenagers hatte in den USA eine hitzige Debatte über Rassismus ausgelöst, in die sich sogar Präsident Barack Obama einschaltete. Zimmerman stritt in einem TV-Interview im Sommer 2012 ab, Martin bewusst wegen seiner Hautfarbe ins Visier genommen zu haben. Der Angeklagte verwies dabei auch auf seine lateinamerikanischen Wurzeln. In dem Prozess lehnte es Zimmerman ab, in den Zeugenstand zu treten.

(L'essentiel Online/pbl/sda)

Deine Meinung