«L’essentiel»-Interview«Trotz Behinderung ein vollwertiger Bürger sein»
LUXEMBURG – Seit Montag ist Joël Delvaux (Déi Lénk) Mitglied des Gemeinderates der Hauptstadt. Er ist der erste Rollstuhlfahrer, der diesem Gremium angehört.

Joël Delvaux ist das erste Mitglied des hauptstädischen Gemeinderates mit einer Behinderung.
L’essentiel: Sie treten mitten während der Legislaturperiode dem Gemeinderat bei. Ein Problem für Sie?
Joël Delvaux: Da erwartet mich eine große Herausforderung. Ich muss mich mit vielen neuen Themen befassen. Aber das ist auch genau das, was ich wollte. Es ist auch ein gutes Signal nach außen, weil es bedeutet, dass Menschen mit Behinderung vollständige Bürger mit politischer Verantwortung sein können.
Sie engagieren sich in den verschiedensten Bereichen – müssen Sie sich jetzt Prioritäten setzen?
Klar ist, dass ich einige Dinge ruhen lassen werden muss. Da ich für David Wagner nachrücke, läuft mein Mandat ja aber nur zweieinhalb Jahre. Dennoch kann man, wenn man es ordentlich machen will, nicht an allen Stellen gleichzeitig sein.
Auf welche Themen freuen Sie sich?
Mich interessiert vor allem das Thema Wohnsituation. Das Problem der Hauptstadt ist, dass der Politik bislang nicht gelungen ist, genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Mit Behinderung ist es quasi unmöglich, etwas Vernünftiges zu finden. Wir haben spezifische Bedürfnisse, auf die der Immobilienmarkt keine Antwort hat. Da ist es Aufgabe der Gemeinde, darauf Einfluss zu nehmen.
Streben Sie noch weitere Ämter an?
Erst einmal will ich dieses hier so gut wie möglich erfüllen. Und wenn sich herausstellt, dass die Politik nichts für mich ist, dann werde ich es nicht erzwingen.
(pat/L'essentiel)