Autos aufgemotzt«Tuner sind sich oft der Gefahr nicht bewusst»
LUXEMBURG - Mit dem Frühling kommen getunte Karossen und originell aufgemotzte Schlitten aus der Garage. L'essentiel Online hat nachgefragt, wie sich Tuning mit den Regeln der Straße verträgt.

Welcher Auspuff macht den lautesten Krach? Wer hat die originellste Farbe? Fast jedes Wochenende treffen sich Tuning-Fans aus der Großregion in der Sommersaison, um bei solchen Wettbewerben mit ihrer Karre aufzufallen und den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Wie viel Tuning-Fans in Luxemburg ihr Auto zum liebsten Hobby erklärt haben, ist schwer zu beziffern. Gut zehn Werkstätten und Zulieferer sind im Großherzogtum auf Tuning spezialisiert. Clubs gibt es etwa 25, wenn man dem Portal Tuningzone glaubt.
«Aber Autos, die bis zur Unkenntlichkeit verändert sind, kann man an einer Hand abzählen», meint Jorge Sandro. Der 21-Jährige Tuning Fan gehört zu den 30 Jungs und vier Mädels, die ihre Leidenschaft gemeinsam im Differdinger Tuning-Club No!Limit ausleben. Über den Winter haben sie ihre Wagen wieder flott gemacht. Für fast 10 000 Euro hat Jorge seinen Fiat Grande Punto aufgemotzt – neue Farbe, neue Strasssteine, Verstärker… um von Tieferlegen, Felgen und Scheinwerfern gar nicht zu sprechen.
Zulassung von technischem Labor
Die Kontrolleure der Société nationale de contrôle technique (SNCT) schauen vor der Zulassung sehr genau hin: «Rein ästhetische Veränderungen wie eine lackierte Flamme sind harmlos, aber Tuner sind sich oft der Gefahren nicht bewusst, die technische Veränderungen mitbringen», weiß Jean Lamesch von der SNCT aus Erfahrung. «Ich habe schon Fahrzeuge gesehen, bei denen Türen zum Hochklappen eingebaut wurden. Die Gefahren für die Sicherheit des Fahrers können enorm sein.»
Deshalb müssen Besitzer getunter Autos bei der SNCT für jeden technischen Umbau, der von der Serienausstattung abweicht, ein Zertifikat von einem technischen Labor vorlegen, das eine Sicherheitsprüfung der Teile für den Wagen vorweist. Oder das Accessoire muss als zugelassen in einem der Kataloge aufgeführt sein. «Seriöse Werkstätten bauen nur zugelassene Teile ein», erklärt Lamesch.
Vor der Kontrolle: Auspuff ab
Diese Regel betrifft nicht nur Autobesitzer, die an ihrem Katalysator rumgeschraubt haben: «Viele Luxemburger verändern ihr Auto technisch, allein schon dadurch, dass sie nicht nur Winterreifen kaufen, sondern direkt ganze Winterräder», so Lamesch. «Sind sie zum Beispiel zu breit, kann das die Fahreigenschaften des Wagens komplett verändern.» Scheinwerfer müssen höhenverstellbar sein, um andere Autofahrer nicht zu blenden. Das schreibt eine europäische Richtlinie vor.
«Die wahre Kunst des Tunings liegt oft darin, alles zu verändern, was man will und trotzdem die Vorschriften zu respektieren», meint Cruz Umberto. Der 20-jährige hat mit seiner Strategie bei Tuning-Wettbewerben einige Pokale für seinen Golf VR6 eingeheimst. Andere Tuning-Fans müssen den jährlichen Check-Up bei der SNCT besser vorbereiten: «Ich schraube meinen Auspuff ab und nach der Contrôle technique wieder dran», erzählt ein anderes Clubmitglied. Ein Unterschied, der dem Gehör kaum entgeht. Doch von der Polizei angehalten und zurück zur Kontrolle geschickt wurde der Tuning-Fan noch nicht: «Wenn man auf der Straße nicht den Idioten spielt, sondern vernünftig fährt, dann sagt auch keiner was.»
Sarah Brock/L'essentiel Online
«Wer Straßenrennen fährt, ist lebensmüde»
Wer bei Tuning direkt an illegale Rennen auf der Straße denkt, mag falsch liegen. Bei Straßenrennen hört für die Jungs und Mädels von No!Limit jedenfalls der Spaß auf: «Wer Rennen auf der Straße fährt, ist lebensmüde. Dafür gibt's genügend Strecken in der Großregion, wie zum Beispiel der Nürburgring», meint Cruz.
Wenn sich in Messancy auf der Nationalstraße kurz hinter der belgisch-luxemburgischen Grenze ein illegales Rennen über Facebook ankündigt, trifft sich aber trotzdem die ganze Szene aus Luxemburg. Zum Zugucken.