Iran – Über 40 Tote bei schwerem Zugunglück

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IranÜber 40 Tote bei schwerem Zugunglück

Ein Schnellzug musste wegen einer Panne halten. Dann raste ein nachfolgender Passagierzug weitgehend ungebremst in den stillstehenden Schnellzug. Vier Personen wurden verhaftet.

Tote, Verletzte, Feuer und Rauch: Ein Bild der verunglückten Züge in der Provinz Semnan. (25. November 2016)

Tote, Verletzte, Feuer und Rauch: Ein Bild der verunglückten Züge in der Provinz Semnan. (25. November 2016)

Ho/Tasnim News

Nach dem Zugunglück im Iran mit mehr als 40 Toten ist am Wochenende der Chef der iranischen Bahngesellschaft zurückgetreten. Mohsen Poor-Seyed Aghaie, der zugleich Vize-Transportminister ist, erklärte, er übernehme damit die Verantwortung für den Unfall. Zuvor waren vier Angestellte der staatlichen Bahngesellschaft festgenommen worden, unter ihnen der Lokführer eines der Unglückszüge.

Beim Zusammenstoß zweier Züge im Norden Irans sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 80 weitere seien verletzt worden, sagte der Gouverneur der Provinz Semnan, Mohammed Resa Chabbas, im staatlichen Fernsehen. Den Angaben zufolge raste ein Passagierzug am Morgen in einen Schnellzug, der wegen einer Panne auf freier Strecke gehalten hatte.

Zwei Waggons des Schnellzuges, der von Tabris nach Maschhad fuhr, gingen in Flammen auf. Die ersten vier Waggons des aufgefahrenen Zuges entgleisten und stürzten um. Der Schnellzug habe möglicherweise wegen einer technischen Panne aufgrund des kalten Novemberwetters auf freier Strecke gehalten, sagte Gouverneur Chabbas dem Fernsehsender Irib.

«Ich hatte gerade noch geschlafen»

Auf Fernsehbildern waren dichter schwarzer Rauch und Flammen zu sehen, die aus den zerschmetterten Fensterscheiben der Waggons loderten. Noch am Mittag kämpften die Einsatzkräfte gegen das Feuer und holten Verletzte aus den verunglückten Waggons. Die Opfer wurden in Krankenhäuser in den Städten Semnan und Damghan gebracht. «Ich hatte gerade noch geschlafen, da wurde ich aus einem brennenden Waggon gebracht», sagte ein verletzter Passagier im Fernsehen.

Der Direktor der Hilfsorganisation Roter Halbmond in der Provinz, Hassan Schokrollahi, sagte, die Rettungsarbeiten gestalteten sich schwierig, weil der Unglücksort sehr abgelegen sei. Zunächst konnte demnach nur ein Helikopter den Ort erreichen. Erst hatte es geheißen, der Schnellzug habe in einem Bahnhof gestanden, als sich das Unglück ereignete. Chabbas sagte dann aber später, die Kollision habe sich rund vier Kilometer vom Bahnhof Haft Chan entfernt ereignet.

Strecke für Ermittlungen gesperrt

Die wichtige Zugstrecke zwischen der Hauptstadt Teheran und Irans zweitgrößter Stadt Maschhad wurde gesperrt, um Ermittlungen zur Unglücksursache aufnehmen zu können, wie ein Bahnsprecher sagte. Präsident Hassan Rohani forderte die Ermittler auf, «alle technischen, behördlichen und vorbeugenden Maßnahmen zu ergreifen, um die Wiederholung eines solchen Ereignisses zu verhindern».

Auf derselben Bahnstrecke waren im Juni 2014 schon einmal zwei Züge kollidiert. Bei dem Zusammenstoß eines Güterzugs mit einem Passagierzug wurden zwei Menschen getötet und 30 weitere verletzt. In diesem Jahr sind im Iran schon vier Züge mit Straßenfahrzeugen kollidiert. Beim Zusammenstoß eines Zuges mit einem Lastwagen in der nördlichen Provinz Masandaran wurden im Juli rund 30 Menschen verletzt.

Die Verkehrsprobleme Irans

Beim bislang schwersten Zugunglück im Iran waren im Februar 2004 fast 330 Menschen getötet worden, als im Norden des Landes ein mit Schwefel, Benzin und Dünger beladener Güterzug explodierte.

Während Zugkollisionen im Iran insgesamt selten sind, sind Unfälle im Straßenverkehr häufig, weil sich viele Fahrer nicht an die Regeln halten. Allein im vergangenen iranischen Kalenderjahr zwischen März 2015 und März 2016 gab es 16.000 Verkehrstote.

(L'essentiel/mch/sda)

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