Neue Zeugenaussagen – Uniklinik Saarland soll Missbrauch vertuscht haben

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Neue ZeugenaussagenUniklinik Saarland soll Missbrauch vertuscht haben

HOMBURG – Die Klinikleitung hatte Vertuschungsvorwürfe stets zurückgewiesen. Nun erhärten Aussagen des OP-Teams aber den Verdacht.

Die Klinikleitung soll den mutmaßlichen Missbrauchsfall vertuscht haben.

Die Klinikleitung soll den mutmaßlichen Missbrauchsfall vertuscht haben.

DPA/Rolf Vennenbernd

Im November vergangenen Jahres gelangte ein mutmaßlicher Missbrauchsfall eines sechsjährigen Mädchens an der Universitätsklinik des Saarlandes an die Öffentlichkeit. Die Klinik sah sich danach mit dem Verdacht konfrontiert, den Missbrauch vertuscht zu haben. Wie der SR am Mittwoch berichtet, stützen Zeugenaussagen nun diesen Verdacht.

Das Mädchen soll 2012 in der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik missbraucht worden sein. Die festgestellte Verletzung im Genitalbereich hatte die Klinikleitung später mit einem möglicherweise falsch eingeführten Zäpfchen erklärt. Wie es im SR-Bericht heißt, sei diese Theorie aber höchst fragwürdig. Am Dienstag wurden im Untersuchungsausschuss sechs Schwestern und Pfleger als Zeugen befragt, die alle angaben, nicht in Betracht gezogen zu haben, dass die Wunde von einem Zäpfchen hätte stammen können.

«Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, Rücksprache zu halten »

Die Schwester, die das Zäpfchen verabreicht hatte, sagte vor dem Ausschuss aus, damals ordnungsgemäß vorgegangen zu sein und keine Verletzungen verursacht haben zu können. Von der Klinikleitung sei sie nie befragt worden. Dennis Lander, Mitglied des Untersuchungsauschusses, erklärt gegenüber dem SR: «Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, mit dem Pflegepersonal Rücksprache zu halten. Aufgrund dieser Tatsache muss man von Vertuschung reden.»

Dass die Klinikleitung trotz der Hinweise des OP-Teams auf die Verletzung damals nur intern ermittelte und hierbei außer der Zäpfchen-Theorie keine Ergebnisse lieferte, erhärtet den Vertuschungsverdacht im Untersuchungsausschuss. Für ein externes Gutachten wurde die Universität Mainz zu Rate gezogen: Laut diesem Gutachten weist vieles auf einen sexuellen Missbrauch – etwa durch Eindringen mit Gegenständen – hin. Eine andere plausible Erklärung für die Wunde im Intimbereich sei nach derzeitiger Aktenlage nicht erkennbar.

(mei/L'essentiel)

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