BagdadUS-Militär bombardiert erstmals IS-Miliz
Die USA fliegen ihre ersten Angriffe auf die Terror-Gruppe Islamischer Staat. Die Streitkräfte waren nahe Bagdad und dem Sindschar-Gebirge aktiv.

Das US-Militär hat erstmals seit Beginn des laufenden Einsatzes im Irak Stellungen der Terrormiliz IS nahe der Hauptstadt Bagdad angegriffen. US-Kampfflugzeuge hatten die Dschihadisten zuvor lediglich im Norden des Landes attackiert, wo diese große Gebiete kontrollieren. In seiner «Rede an die Nation» hatte US-Präsident Barack Obama vergangene Woche verstärkte Angriffe auf IS-Stellungen angekündigt.
Am Dienstag (15.30 Uhr/MESZ) wollen US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und Generalstabschef Martin Dempsey die Anti-IS-Strategie der Vereinigten Staaten bei einer Senatsanhörung in Washington erläutern. Mehr als 20 Länder wollen sich dem Kampf gegen die Extremisten anschließen.
Wie das US-Zentralkommando mitteilte, ist die Attacke auf die IS-Stellung nahe Bagdad vom Montag der erste Schritt des von Obama angekündigten «ausgeweiteten» Einsatzes gewesen. Ziel war es demnach, den irakischen Truppen beim Start einer Offensive zu helfen.
Ein Vorrücken von IS-Kämpfern in Richtung Bagdad sei nicht der Grund des Angriffs gewesen. Auch in der nördlich gelegenen Sindschar-Region wurde ein weiterer Angriff geflogen.
Finanzquellen stilllegen
Vertreter von mehr als 20 Ländern hatten sich am Montag bei einer Konferenz in Paris auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die sunnitischen Extremisten verständigt. Dazu sollten in Absprache mit der irakischen Regierung alle notwendigen Mittel eingesetzt werden.
Dies umfasst nach dem Willen der beteiligten Länder auch ein militärisches Vorgehen. Die Pariser Konferenz einigte sich aber auch darauf, gegen die Finanzquellen der Terrormiliz vorzugehen. Dazu werde es bald eine Initiative aus Bahrain geben, kündigte der französische Außenminister Laurent Fabius an.
Die Miliz hatte am Wochenende ein Video mit der Ermordung einer dritten westlichen Geisel im Internet veröffentlicht. Obama bezeichnete die Enthauptung entführter Geiseln als strategischen Fehler. In der Wut über diese Morde hätten sich die Amerikaner schnell für einen Militäreinsatz gegen die Extremisten ausgesprochen, zitierte die New York Times den Präsidenten.
Rebellen bewaffnen oder nicht
Verteidigungsminister Hagel und Generalstabschef Dempsey sollen das weitere Vorgehen nun vor dem Streitkräfteausschuss des Senats erläutern. Dabei müssen sie sich auf harte Fragen der Mitglieder gefasst machen. Der Senat muss gemeinsam mit dem Abgeordnetenhaus entscheiden, ob die USA wie von Obama gefordert die «moderaten» syrischen Rebellen trainieren und ausbilden sollen.
Während einige Kongressmitglieder befürchten, dass Ausrüstung des US-Militärs in die falschen Hände geraten könnte, sehen andere diesen Schritt als entscheidend im Kampf gegen den Islamischen Staat.
Warnung an Assad
Die USA würden im Falle von Attacken der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad auf amerikanische Kampfjets militärisch zurückschlagen. Das teilten ranghohe Regierungsbeamte der Nachrichtenagentur AP am Montag mit. Washington wisse gut über den Standort syrischer Luftverteidigungssysteme sowie Kommando- und Kontrollzentren Bescheid.
Sollte Assad daher mithilfe der Anlagen US-Kampfjets bedrohen, die in Syrien gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vorgehen sollen, wäre seine Luftabwehr in Gefahr, erklärten die Beamten. Als Teil einer offensiveren Strategie gegen IS-Stellungen hatte US-Präsident Barack Obama vergangene Woche eine Ausweitung der Luftangriffe vom Irak auf Syrien angekündigt.
Bisher ist es noch zu keinen US-Militäraktionen im Bürgerkriegsland gekommen.
(L'essentiel/sda)