RassismusUS-Richterin gibt Klage wegen Massaker in Tulsa 1921 statt
Ein weißer Mob zerstörte ein ganzes Stadtviertel und tötete Hunderte. Das soll 100 Jahre später endlich Konsequenzen haben.

Der rassistische weiße Mob mordete Hunderte Afroamerikaner und Afroamerikanerinnen und zwang Tausende in die Obdachlosigkeit.
Eine Richterin im US-Staat Oklahoma hat einen Prozess um Reparationen für Überlebende und Nachkommen von Opfern eines rassistisch motivierten Massakers im Jahr 1921 zugelassen. Damals tötete ein weißer Mob in der Stadt Tulsa Hunderte schwarze Bewohner und zerstörte das seinerzeit wohlhabendste schwarze Geschäftsviertel der USA. Bezirksrichterin Caroline Wall lehnte es am Montag ab, die Klage abzuweisen.
Bürgerrechtsanwalt Damario Solomon-Simmons hatte 2020 Klage auf Grundlage eines Gesetzes über Gemeingefährdung eingereicht. Er erklärte, eine rasche Entscheidung sei für die letzten heute noch lebenden Überlebenden wesentlich. Bei ihnen handelt es sich um zwei Frauen im Alter von 107 Jahren und einen 101 Jahre alten Mann, die alle drei im Gerichtssaal anwesend waren. Es sei für sie die letzte Gelegenheit, rechtliches Gehör zu finden, sagte Solomon-Simmons nach der Entscheidung der Richterin. Das Massaker habe bis heute Auswirkungen auf die Stadt.
Bei der Verkündung der Entscheidung brach im Gerichtssaal Jubel aus. Einige Zuschauer weinten.

Das Massaker in Tulsa gilt als eines der schrecklichsten Massaker in der US-Geschichte.
Umstritten war zwischen den Klägern und Beklagten wie der Handelskammer die Grundlage der Klage. Der Anwalt der Handelskammer, John Tucker, sagte, das Massaker sei schrecklich gewesen, aber es sei vor 100 Jahren geschehen. Eine Gemeingefährdung bestehe nicht mehr. Dagegen sagte der Jura-Professor Eric Miller, der mit den Klägern zusammenarbeitet, die wirtschaftlichen Ungleichheiten, die Folge des Massakers seien, dauerten immer noch an.
Bei dem sogenannten Tulsa Race Massacre stürmte ein weißer Mob den Bezirk Greenwood der Stadt. Die Menge plünderte und steckte Geschäfte und Wohnhäuser in Brand, Hunderte Bewohner kamen ums Leben. Tausende weitere wurden obdachlos. Die Opfer wurden nie entschädigt, weder von der Stadt noch von Versicherungsunternehmen. Der Klage zufolge verhinderte die Stadt aktiv Bemühungen der Überlebenden für einen Wiederaufbau.

Der Greenwood District in Tulsa war das damals wohlhabenste schwarze Geschäftsviertel der USA.
Zu den weiteren Beklagten gehören die Kreisverwaltung, die Planungskommission der Stadt, das Büro des Sheriffs und die Militärbehörde von Oklahoma. Die Kläger fordern Schadenersatz in nicht genannter Höhe, den Bau eines Krankenhauses im Norden von Tulsa sowie die Einrichtung von Programmen für psychische Gesundheit und Bildung. Auch Entschädigungsfonds soll eingerichtet werden.