Weinbau – US-Winzern bleibt das «Château» verwehrt

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WeinbauUS-Winzern bleibt das «Château» verwehrt

Wie die Weinbauern aus dem Bordelais möchten auch die Winzer aus Kalifornien ihre edlen Tropfen gerne «Château» nennen. Die EU hätte den Begriff geopfert – doch die Franzosen liefen Sturm.

Das Château Lafite-Rothschild in Pauillac bei Bordeaux ist im Besitz des französischen Zweigs der Bankerfamilie Rothschild. Das Gut verfügt über 178 Hektar Land.

Das Château Lafite-Rothschild in Pauillac bei Bordeaux ist im Besitz des französischen Zweigs der Bankerfamilie Rothschild. Das Gut verfügt über 178 Hektar Land.

Sie heißen Château Lafite, Château Margaux oder Château Latour und gehören zu den berühmtesten Weingütern der Welt. Für ihre Luxusweine aus der Bordeaux-Region werden je nach Jahrgang astronomische Preise bezahlt. Der Name Château verspricht Qualität – und weil die traditionsreichsten aller Güter lediglich eine sehr begrenzte Anzahl Flaschen pro Jahr produzieren können, treibt das die Preise nach oben.

Mit dem Etikett «Château» als Qualitätsbeweis liebäugelten auch die Winzer aus dem kalifornischen Nappa Valley. Seit Jahren drängen die US-Weinproduzenten laut der «Aargauer Zeitung» bei internationalen Verhandlungen darauf, diese Bezeichnung auch für ihre Weine übernehmen zu dürfen. Die Europäische Union wäre bereit gewesen, das «Château» gegen einen Deal zu opfern: Kostengünstiger Marktzutritt für europäische Billig-Weine.

Strenge Regeln in Frankreich

In Frankreich – wo die meisten der über 7000 Château-Weine hergestellt werden – liefen die Winzer gegen die EU-Pläne Sturm. Man fürchtet sich vor einer Verwässerung des Begriffs. In Frankreich beinhaltet der Begriff «Château» nämlich die strikte Regel, dass nur Trauben vom Standort selbst verwendet werden dürfen.

Anders in den USA: Hier werden in der Regel Beeren von mehreren Rebbaugebieten gemischt, obwohl am Ende nur ein Name auf dem Flaschenetikett steht.

Betrug am Konsumenten?

Diesen Umstand nutzten die französischen Winzer, um die Forderung der Amerikaner abzuschmettern. Ein «Château» lasse sich nicht aufteilen – hier ein Turm, dort ein Burggraben. Der Winzerverband der großen Bordeaux-Güter FGVB (Fédération des Grands Vins de Bordeaux) stellte sich auf den Standpunkt, dass ein «Château-Nappa-Valley» nichts anderes als Betrug am Konsumenten sei.

Dieses Argument vermochte die Unterhändler des Freihandelsabkommens zu überzeugen. Laut der «Aargauer Zeitung» beschloss kürzlich der Ausschuss für gemeinsame Organisation der Agrarmärkte in Brüssel, den Punkt «Château à L’Américaine» erst gar nicht zu diskutieren. Will heißen: Die Kirche bleibt im Dorf – beziehungsweise das Schloss in Frankreich.

(L'essentiel Online/sas)

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