«Beleidigung der Intelligenz»USA ärgern sich über Putins «Times»-Artikel
Die «New York Times» hat einen Brief des russischen Präsidenten an «das amerikanische Volk» veröffentlicht. Wladimir Putins Worte bringen die USA auf die Palme.

Ein Artikel, den Wladimir Putin in der «New York Times» am Mittwoch veröffentlicht hat («Eine Bitte zur Vorsicht aus Russland») erzürnt die USA.
Der ehemalige Präsidentschaftswahlgegner von Obama, John McCain, twittert: «Der Artikel von Putin ist eine Beleidigung der Intelligenz jedes Amerikaners.» der einstige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich: «Und das von einem ehemaligen KGB-Mann!»
Von «guten» Amerikanern und «schlechten» Russen
Das Hauptproblem der Publikation: Putin richtet sich an «das amerikanische Volk und seine Führer». Damit unterstellt er den USA, die sich gerne als Mutterland der freien Meinungsäusserung bezeichnet, dass man staatliche Institutionen meiden muss, um sich an die amerikanische Öffentlichkeit wenden zu können.
Tatsächlich dreht der russische Präsident mit seinem Aufruf das weitverbreitete Bild von den «guten» Amerikanern und den «bösen» Russen ins Gegenteil um. Er wirft Obama vor, mit eigenmächtigen Handlungen die UNO als schwach darzustellen. Tatsächlich aber blockierten China und Russland mit ihrem Veto in den letzten Jahren jede Syrienresolution und verdammten so die UNO zur Machtlosigkeit.
Ebenfalls unaufrichtig wirkt der Vorwurf der Eigensinnigkeit an Obama, während Russland ebenfalls ohne Genehmigung des Sicherheitsrates militärisch in Georgien intervenierte.
«Waffen aus dem Westen ließen Syrien-Konflikt eskalieren»
Putin bestreitet nicht, dass es in Syrien zu einem Gasangriff gekommen ist. Er ist aber der Meinung, dass diese Attacke nicht von Regierungstruppen sondern von Rebellen, denen «verschiedene Gruppierungen von Extremisten jeglicher Art angehören», verübt wurde.
Putin schreibt auch, dass der Bürgerkrieg wegen ausländischen Waffenlieferungen an die Rebellen derart ausarten konnte, und schiebt somit indirekt dem Westen die Schuld für die Eskalation zu. Dass das Assadregime seit Jahren mit russischen Waffen jeglicher Art beliefert wird, erwähnt er mit keinem Wort.
Am Ende schlägt Putin aber noch einen versöhnlichen Ton an: «Es gibt grosse und kleine, arme und reiche Staaten. Es gibt Staaten, die schon eine lange demokratische Tradition haben und solche, die ihren Weg erst finden müssen. Wir sind alle verschieden. Was wir nicht vergessen dürfen, ist, dass Gott uns alle gleichberechtigt erschaffen hat.» Amen.
(L'essentiel Online/lhe )