Santé erklärtVerursachen Corona-Impfungen «Turbokrebs»?
LUXEMBURG – Unter Impfgegnern gibt es immer wieder mehr oder weniger neue Theorien zu Corona-Impfstoffen. Besonders gefährlich sollen die mRNA-Impfungen sein. Das Gesundheitsministerium widerspricht.
- von
- Pascal Piatkowski

Comrinaty ist der Corona-Impfstoff von Biontech.
Für viele ist Corona kein großes Thema mehr, seinen Schrecken wie noch vor drei Jahren hat das Virus mittlerweile verloren – einerseits durch harmlosere Mutationen, aber auch durch die entwickelten Vakzine. Impfgegnern sind Letztere noch immer ein Dorn im Auge, insbesondere zu den seit der Pandemie neuartigen mRNA-Impfstoffen gibt es immer wieder Schreckenstheorien. Eine Behauptung, die auch das französische Impfgegnergesicht Alexandra Henrion-Claude verbreitet, besagt, dass die Boten-RNA «Turbokrebs» verursachen, der zum plötzlichen Tod führen soll.
Wissenschaftler und Mediziner widersprechen den Aussagen der Genetikerin: Der Begriff «Turbokrebs» existiere einerseits gar nicht, außerdem stütze sich die Behauptung weder auf medizinische Veröffentlichungen, noch auf epidemiologischen Daten. Auch Luxemburgs Gesundheitsministerium sieht keinen Anlass, derartigen Aussagen Glauben zu schenken: «Impfstoffe werden von den klinischen Tests bis nach der Markteinführung und der Anwendung in großem Umfang auf Nebenwirkungen überwacht», so ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage von L'essentiel.
Keine Häufung aggressiver Krebserkrankungen
Dass besonders mRNA-Stoffe kritisiert werden, erklärt das Ministerium durch deren Neuartigkeit – es wird direkt das genetische Material des Virus verwendet, statt Proteinen oder inaktiviertem oder lebendem Virusmaterial, doch: «Letztendlich ist die Erkennung durch den Organismus dieselbe, außer dass die Immunantwort bei dieser Technologie besonders wirksam ist. Insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Menschen, die oft weniger gut auf eher klassische Impfstoffe ansprechen.»
Zwar seien nach der Impfung einige Fälle von Lymphomen aufgetreten, «aber es gab nicht mehr als die Zahl, die auch ohne die Covid-Impfung erwartet worden wäre», so die Santé. Zudem sei kein Kausalzusammenhang zwischen Impfung und auftretendem Krebs nachgewiesen worden. Seit Einführung der Corona-Impfung habe es keinen feststellbaren Anstieg aggressiver Krebserkrankungen gegeben.
Unerwünschte Wirkungen in 0,18 Prozent der Fälle
2510 Berichte über Nebenwirkungen bei mehr als 1,4 Millionen verabreichten Impfstoffdosen wurden in der Europäische Datenbank zu Nebenwirkungen für die Impfstoffe gegen Covid-19 seit Beginn der Impfkampagne registriert, heißt es in dem vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Bericht vom 20. Februar dieses Jahres. Das entspricht 0,18 Prozent.
Von diesen 2510 Berichten betrafen 1702 Frauen und 805 Männer. 637 schwerwiegende Fälle wurden dokumentiert: 411 medizinisch signifikante Fälle, 180 Krankenhauseinweisungen, 28 lebensbedrohliche Situationen, 18 Todesfälle.
Die hierzulande verabreichten Impfstoffe sind: Cominarty von BioNtech/Pfizer, Spikevax von Moderna, Vaxzevria von Astrazeneca, Jcovden von Johnson&Johnson und Nuvaxovid von Novavax.