GP von JapanVettel siegt und muss WM-Triumph vertagen
Trotz eines weiteren Grand-Prix-Siegs von Sebastian Vettel kann der Deutsche seinen 4. WM-Titel noch nicht in trockene Tücher wickeln.

In Japan hat es noch nicht geklappt. Aber nun müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn Sebastian Vettel zwei Wochen später in Indien nicht seinen vierten WM-Titel feiern könnte.
Sebastian Vettel war nach seinem Suzuka-Sieg «wirklich überwältigt», auch wenn er die vierte WM-Party verschieben musste. Glücklich strich sich der dreifache Formel-1-Champion nach seinem Erfolg beim Großen Preis von Japan mit den Händen durchs Haar, streckte seinen berühmten Vettel-Finger und jubelte mit leicht feuchten Augen: «Alles in allem ein perfektes Rennen. Ich liebe diese Strecke, die Menschen hier. Ich hab' das sehr genossen.» Mark Webber machte als Zweiter den Doppelerfolg von Red Bull perfekt. Der Franzose Romain Grosjean wurde Dritter.
Alonso glaubt nicht mehr ans Wunder
Vettels noch einziger WM-Rivale Fernando Alonso belegte am Sonntag beim 15. Saisonlauf den vierten Rang. Der Spanier wahrte damit seine minimale Chance, dem deutschen Red-Bull-Piloten den vierten Titel-Triumph in Serie noch streitig machen zu können. Aber der Ferrari-Fahrer scheint nach der erneuten Schlappe selbst nicht mehr an ein WM-Wunder zu glauben. «Das ist nur noch eine Frage der Zeit», sagte Alonso. «Es lief nicht alles für uns im Rennen. Aber es ist gut, wenn der Kampf um die WM noch offen ist - ein Rennen noch.»
Angesichts von nunmehr 90 Punkten Vorsprung auf Alonso (207) winkt WM-Spitzenreiter Vettel (297) die Krone in zwei Wochen in Indien. Dem Titelverteidiger würde dort selbst im Fall eines Siegs des Ferrari-Widersachers ein fünfter Rang reichen. Der Gesamtdritte Kimi Räikkönen (177), der in Japan Fünfter wurde, und alle anderen Piloten haben keine Titelchancen mehr.
Fünfter Sieg in Folge
Trotz seines schier unaufholbaren Vorsprungs blieb Vettel zurückhaltend. «Es ist nicht vorbei, ehe es wirklich vorbei ist», sagte er. «Wir haben jetzt einen guten Vorsprung, es sieht wirklich gut aus. Aber wir lassen nicht nach.» Vettel unterstrich mit seinem allerdings hart erkämpften vierten Sieg in Suzuka erneut, dass er der dominierende Fahrer in diesem Jahr ist. So oft wie auf dem 5,807 langen Hochgeschwindigkeitskurs hat der 26 Jahre alte Hesse noch auf keiner anderen Strecke gewonnen, es war das vierte Mal. Zudem war es Vettels fünfter Erfolg nacheinander, sein neunter in diesem Jahr und der 35. in seiner beeindruckenden Karriere. «Wieder ein klares Perfekt-Rennen von Sebastian. Besser geht es nicht», lobte der dreifache Weltmeister und RTL-Experte Niki Lauda den Seriensieger.
In einem weitgehend ereignislosen Grand Prix kristallisierte sich schon früh heraus, dass das Red-Bull-Duo Vettel und Webber sowie der lange führende Grosjean im Lotus den Sieg unter sich ausmachen. Dieses Trio hängte den Rest des Feldes klar ab. Lange lag der Franzose an der Spitze, aber auch Vettel und sein Teamkollege sammelten Führungskilometer.
Grosjean mit Raketenstart
In der 41. Runde schnappte sich Vettel Grosjean und schob sich auf Platz zwei hinter Webber vor. Und als der Australier Webber zwei Umläufe später zum dritten Mal frische Reifen holte, war der Heppenheimer wieder Erster. «Unsere Zwei-Stopp-Strategie war der Schlüssel zum Erfolg», urteilte Vettel. Nach seiner nicht ganz aufgegangenen Taktik sagte Webber: «Ich wäre gerne einen Schritt weiter nach vorn gekommen, bin aber auch so ziemlich glücklich.» Und Grosjean räumte ein: «Seb war wirklich zu schnell für uns.»
Dabei hatte es für Vettel zunächst nicht so gut ausgesehen. Der von Position vier losgefahrene Grosjean schoss mit einem Raketenstart an die Spitze. Der Red-Bull-Pilot fiel auf Rang drei zurück und touchierte zudem den Mercedes von Lewis Hamilton. «Ich hatte einen sehr schlechten Start, war genau zwischen Romain Grosjean und Lewis Hamilton», berichtete Vettel, der sich bei der Kollision zudem den Frontflügel «etwas beschädigt» hatte. Weil Alonso von Startplatz acht gleich auf sechs vorfuhr, waren Vettels Chancen auf eine WM-Entscheidung in Suzuka aber eh schon früh gesunken.
(L'essentiel Online/dpa)
Suzuka. Grand Prix von Japan:
1. Sebastian Vettel (De), Red Bull-Renault.
2. Mark Webber (Au), Red Bull-Renault, 7,1 zurück.
3. Romain Grosjean (Fr/Sz), Lotus-Renault, 9,9.
4. Fernando Alonso (Sp), Ferrari, 45,6.
5. Kimi Räikkönen (Fi), Lotus-Renault, 47,3.
6. Nico Hülkenberg (De), Sauber-Ferrari, 51,6.
7. Esteban Gutierrez (Mex), Sauber-Ferrari, 71,6.
8. Nico Rosberg (De), Mercedes, 72,0.
9. Jenson Button (Gb), McLaren-Mercedes, 80,8.
10. Felipe Massa (Br), Ferrari, 89,2.
22 Fahrer gestartet, 19 klassiert.
WM-Stand (15/19)
1. Vettel 297 Punkte
2. Alonso 207.
3. Räikkönen 177.
4. Hamilton 161.
5. Webber 148.
6. Rosberg 126.
7. Massa 90.
8. Grosjean 87.
9. Button 60.
10. Hülkenberg 39.