Kleines bedroht Großes: Wale fressen täglich bis zu 10 Millionen Mikroplastikteile

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Kleines bedroht GroßesWale fressen täglich bis zu 10 Millionen Mikroplastikteile

Kunststoff ist mittlerweile wirklich überall – laut einer neuen Studie bleiben auch Blauwale, die in den Weltmeeren zu Hause sind, nicht von Mikroplastik verschont. Sie nehmen jeden Tag Unmengen davon zu sich.

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Blauwale werden auf der Liste der gefährdeten Arten der IUCN als «stark gefährdet» geführt. Die Unterart Antarktischer Blauwal gilt sogar als «vom Aussterben bedroht». 

Blauwale werden auf der Liste der gefährdeten Arten der IUCN als «stark gefährdet» geführt. Die Unterart Antarktischer Blauwal gilt sogar als «vom Aussterben bedroht». 

imago images/Nature Picture Library
Nun berichten US-Forschende, dass die größten Tiere der Welt von einem menschengemachten Material gefährdet sind: Plastik. 

Nun berichten US-Forschende, dass die größten Tiere der Welt von einem menschengemachten Material gefährdet sind: Plastik. 

IMAGO/robertharding
Pro Tag nehmen die Meeresgiganten den Schätzungen und Berechnungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund zehn Millionen Mikroplastikteilchen zu sich. 

Pro Tag nehmen die Meeresgiganten den Schätzungen und Berechnungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund zehn Millionen Mikroplastikteilchen zu sich. 

imago images/Nature Picture Library

Blauwale, die größten Tiere der Erde, nehmen mit der Nahrung täglich rund zehn Millionen Mikroplastikteile auf. Zu dieser Schätzung sind US-Forschende gekommen, die Mikroplastikdaten und das Fressverhalten von Blau-, Buckel- und anderen Bartenwalen vor der Küste Kaliforniens untersucht haben. Diese Wale filtern ihre Nahrung aus dem Wasser. Die Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Stanford und anderer Hochschulen ist in der Fachzeitschrift «Nature Communications» erschienen.

Als Mikroplastik werden Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Die Konzentration der winzigen Plastikpartikel, die etwa von Autoreifen, synthetischer Kleidung oder Verpackungsmaterial stammen können, ist in einer Wassertiefe von 50 bis 250 Metern besonders hoch – ausgerechnet in dieser Tiefe gingen die Bartenwale hauptsächlich auf Futtersuche. Den US-Forschern zufolge nahmen die Ozeanriesen fast alle Plastikteilchen indirekt über ihre belastete Beute wie Krill oder kleine Fische auf.

Weitere Forschung dringend notwendig

Die auf Schätzungen und mathematischen Modellen basierende Studie stützte sich auf Beobachtungen von 191 markierten Bartenwalen von 2010 bis 2019 in Gebieten entlang der kalifornischen Küste, darunter Monterey Bay und Channel Islands. Blauwale, die über 30 Meter lang und fast 200 Tonnen schwer werden können, könnten demnach schätzungsweise zehn Millionen Mikroplastikteile am Tag aufnehmen, die kleineren, rund 15 Meter langen Buckelwale bis zu vier Millionen Partikel.

Die Forschenden verweisen aufgrund der großen, belasteten Futtermenge auf mögliche Risiken und Stressfaktoren für die riesigen Meeressäuger. Weitere Untersuchungen, etwa zur gesundheitlichen Gefährdung durch den Konsum der Plastikpartikel, seien notwendig.

Plastik ist überall – am tiefsten Punkt der Erde und im Menschen

Auch der Mensch bleibt von den winzigen Plastikpartikeln nicht verschont. Das haben in den vergangenen Jahren mehrere Studien gezeigt. Einen Teil der aufgenommenen Teilchen scheiden wir über den Stuhl wieder aus, andere Partikel bleiben im Körper – etwa im Blut oder in den Organen, darunter auch die Lunge.

Große Plastikprodukte können weite Strecken zurücklegen. Laut einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts im deutschen Bremerhaven ist die Arktis ähnlich stark mit Plastikmüll verschmutzt wie andere Regionen. Nebst lokaler Verschmutzung tragen Eis und Meeresströme Abfall aus aller Welt in die Arktis. Im Jahr 2019 wurde bekannt, dass am tiefsten Punkt der Erde – dem 10.928 Meter tiefen Marianengraben – ein Plastiksack entdeckt wurde.

Projekte gegen Plastikverschmutzung

Neben dem Einschränken von Plastikprodukten wie etwa in der EU, wo seit dem 3. Juli 2021 Teller, Bestecke, Trinkhalme, Ballonstiele und Wattestäbchen aus Einwegplastik nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen, gibt es auch weitere Anstrengungen, das Plastikproblem wieder in den Griff zu bekommen: zum Beispiel Projekte wie Ocean Clean-up und The Sea Cleaners. Hoffnung liegt auch auf den Wachsraupen, deren Speichel Plastik zersetzen kann.

Nutzt du heute weniger Plastik als früher?

(dpa/fee)

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