Berlin: War das Platzen des Großaquariums eine Katastrophe mit Ansage?

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BerlinWar das Platzen des Großaquariums eine Katastrophe mit Ansage?

Am vergangenen Freitagmorgen platzte das Großaquarium in Berlin regelrecht und verursachte erhebliche Schäden. Ein Experte spricht nun davon, dass die Katastrophe absehbar war.

Justin Arber
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Justin Arber

16 Meter hoch, ein Durchmesser von 11,5 Metern, eine Million Liter Salzwasser, 1500 Fische aus über 100 verschiedenen Arten – der Dom Aquarée im Sea Life in Berlin war nach Angaben der Betreiber das größte frei stehende Aquarium der Welt. Das riesige Aquarium stand in einem Hotel nahe dem Berliner Alexanderplatz. Am Freitag ist es zerborsten. Beim Unglück wurden zwei Personen verletzt. Eine Million Liter Wasser ergossen sich am sehr frühen Morgen aus dem zerstörten 16 Meter hohen Glaszylinder in das Hotel und auf die Straße. Durch die Erschütterung haben sogar zwei Seismographen in Berlin ausgeschlagen.

Vor 21 Jahren musste für den Bau vom Dom Aquarée eine Sondergenehmigung eingereicht werden, da es in Deutschland für Acrylglasbecken keine Bauvorschriften gibt. Ein halbes Jahr nach dem Antrag wurde das Bauprojekt durch den Berliner Bausenat genehmigt. 

Bauherr war das Projekt «eine Nummer zu groß»

Die deutsche «Bild»-Zeitung hat mit dem 64-jährigen Hermann Schuran gesprochen, der damals die Anfrage erhalten hatte, das Bauprojekt umzusetzen. Er lehnte ab: «Das Projekt war mir eine Nummer zu groß», sagt er zur Zeitung. Laut ihm hätte das ganze Aquarium nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Werde dies nicht gemacht, so bestünde die Gefahr von Spannungsrissen im Glas. «Als Betreiber lässt man solch ein Bauwerk mindestens alle zwei Jahre überprüfen. Sonst ist das fahrlässig.» 

Die Sondergenehmigung setzte damals keine konkreten Vorschriften zur Prüfung des Bauwerks voraus. Der Bausenat nahm gegenüber der «Bild» Stellung dazu: «Sie enthielt die Verpflichtung für Eigentümer und Betreiber, regelmäßig den Zustand der Konstruktion und ihre Einzelteile zu kontrollieren. Wurden sicherheitsrelevante Mängel festgestellt, so mussten die Betreiber die erforderlichen Maßnahmen sofort einleiten und die gefährdeten Bereiche sichern.» Weiter sagt er: «Das ist eine Zeitbombe, es gibt Rechenbeispiele, wonach ein solches Aquarium 25 Jahre hält.»

«Handfeuerwaffe könnte maximal kleines Loch zufügen»

Dass es zu solchen Unfällen kommen könnte, schien 2003 bei der Erbauung noch undenkbar. «Solche Art Hollywood-Szenarien oder Worst-Case-Szenarien könnten hier nicht stattfinden», sagte Architekt Michael Jessing damals. «Es ist so, dass man mit Handfeuerwaffen oder Ähnlichem maximal ein kleines Loch zufügen könnte, wo dann gegebenenfalls ein wenig Wasser rauskommt, aber nicht den ganzen Zylinder zum Platzen bringen», zitiert ihn Spiegel.de mit Verweis auf Archivmaterial.

Das Aquarium wurde im Jahr 2020 für mehrere Millionen Euro umfassend saniert. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Stattdessen wird eine Materialermüdung bei dem 16 Meter hohen Aquadom vermutet. Die Tierschutzorganisation Peta forderte am Freitag bereits, dass der Aquadom nicht wieder aufgebaut werden dürfe. «Die Zeiten, in denen Fische ihrer natürlichen Umgebung entrissen werden, um sie zur Belustigung von Hotelgästen in einen Tank einzusperren, müssen ein für alle Mal enden», erklärte deren Experte Peter Höffken in Berlin. 

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