ArcelorMittal – Warum Düdelingen opfern, um Ilva zu erwerben?

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ArcelorMittalWarum Düdelingen opfern, um Ilva zu erwerben?

LUXEMBURG – Drei Tage nach dem «grünen Licht» aus Brüssel, erklärte ArcelorMittal am heutigen Mittwoch seine Strategie zur Übernahme des italienischen Stahlproduzenten Ilva.

Ilva ist der Besitzer des größten Stahlwerks Europas in Tarente, im Süden von Italien.

Ilva ist der Besitzer des größten Stahlwerks Europas in Tarente, im Süden von Italien.

AFP

«Unsere Herausforderung für Ilva ist es, den Betrieb zu stabilisieren», sagte am heutigen Mittwoch Finanz- und Europachef von Arcelor Mittal, Aditya Mittal auf der Hauptversammlung der Gruppe in Luxemburg. Das Haupt-Aktivvermögen von Ilva ist der riesige Standort in Tarente (im Süden von Apulien), der mit ernsten Umweltproblemen konfrontiert ist. Die finanziellen Auswirkungen dieser Transaktion werden für den Konzern «weitgehend begrenzt» sein, da die Anschaffungskosten von 1,8 Milliarden Euro auf fünf Jahre (rund 340 Millionen Euro pro Jahr) verteilt sein werden», schätzt Mittal.

Zusätzlich zu diesem Betrag hat sich ArcelorMittal verpflichtet, 2,4 Milliarden Euro in die Modernisierung von Ilva zu investieren, um insbesondere die Umweltschäden von Tarente zu begrenzen und die Anlagen zu modernisieren. Darüber hinaus plant ArcelorMittal «den Schuldenabbau fortzusetzen» mit dem Ziel einer Nettoverschuldung von sechs Milliarden Dollar, entgegen der zehn Milliarden heute, so der Finanzdirektor. Zu den europäischen Vermögenswerten, die ArcelorMittal auf Geheiß der Europäischen Kommission verkaufen soll, um die Genehmigung zur Übernahme von Ilva zu erhalten, erklärte Aditya Mittal: «Alle (diese) Vermögenswerte sind gute Vermögenswerte». Diese Verkäufe hätten «keinen Einfluß auf die Strategie von Ilva», behauptet er.

«Ein gutes Marktumfeld»

Die Übernahme von Ilva «wird unseren französischen Betrieben helfen», versicherte er und erwähnte die Standorte Fos-sur-Mer und Dünkirchen. Der Stahlriese hat sich verpflichtet, seine europäischen Standorte in Piombino (Italien), Galati (Rumänien), Ostrava (Tschechien), Skopje (Mazedonien), Düdelingen (Luxemburg) sowie manche Aktivitäten in Lüttlich (Belgien) aufzugeben. Den Aktionären gegenüber sagte der Vorstand der Gruppe, Lakhmi Mittal, dass ArcelorMittal «in einem guten Marktumfeld»sei.

Die Entscheidung der USA, etwa 25 Prozent Zölle auf Stahlimporte zu erheben, sei «eindeutig eine gute Nachricht für unser US-Geschäft». Hinsichtlich der Auswirkungen auf die brasilianischen Aktivitäten von ArcelorMittal wurde festgelegt, dass diese Maßnahmen keine Auswirkungen auf die Stahlexporte aus Brasilien in die USA haben, da Brasilien «vorerst von Zöllen befreit» sei. Für andere Länder wie Mexiko, Kanada und Europa wurde die befristete Freistellung bis zum 1. Juni verlängert.

Zustimmung der Aktionäre

Auf die Situation in China angesprochen, sagte Mittal, dass die Stahlexporte im ersten Quartal «auf dem gleichen Niveau wie 2017» lägen, etwa auf 65 Millionen Tonnen pro Jahr. China müsse «weiterhin seine Aktivitäten einschränken», so Mittal. Generell «unterstützen wir alle Maßnahmen gegen unlautere Geschäftspraktiken», fügte er hinzu.

Die Aktionäre stimmten fast einstimmig allen vorgelegten Beschlüssen zu, einschließlich der Erneuerung von zwei Direktoren. ArcelorMittal wird am 16. Mai eine weitere außerordentliche Hauptversammlung abhalten, um über den Vorschlag abzustimmen, die Stammkapitalwährung des Unternehmens von Euro auf Dollar umzustellen. Zuvor wird der Stahlkonzern am kommenden Freitag seine Ergebnisse für das erste Quartal 2018 veröffentlichen.

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