Lamborghini Miura SV: Warum eine Fahrt im allerersten Supersportwagen harte Arbeit ist

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Lamborghini Miura SVWarum eine Fahrt im allerersten Supersportwagen harte Arbeit ist

Der Lamborghini Miura gilt als Urvater aller Supersportwagen. Als erstes Serienauto durchbrach er die 300-km/h-Marke. Mit einem Mittelmotor-V12 im Rücken ist eine Fahrt im Miura jedoch ziemlich schweißtreibend.

Michael Lusk / A&W Verlag
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Michael Lusk / A&W Verlag
Der Lamborghini Miura gilt als der erste Supersportwagen überhaupt.

Der Lamborghini Miura gilt als der erste Supersportwagen überhaupt.

Lamborghini

Das Jahr 1966 war in vielerlei Hinsicht richtungsweisend. In Europa tobt der Kalte Krieg, der Vietnamkrieg beherrscht die USA. Musikalisch bestimmen Frank Sinatra oder die Beach Boys die Charts, während die Summer-of-Love-Kultur langsam auf ihren Höhepunkt zusteuert. Die Gentleman Driver dieser Zeit fahren Gran Turismo. Dann stellt Ferruccio Lamborghini im März 1966 auf dem Autosalon Genf seine neueste Kreation vor. Der Miura schlägt ein wie eine Bombe. Der gerade mal 1,05 Meter hohe Mittelmotor-Racer begeistert die Fachwelt und Besucher gleichermassen. Die Ära der Supersportwagen war geboren. Eigentlich wollte Lamborghini «nur» etwa zehn Autos pro Jahr bauen. Am Ende wurden es zwischen 1966 und 1973 insgesamt 764 Exemplare. Der Miura machte Lamborghini zum Mythos.

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Der Miura war der erste Seriensportwagen, der über 300 km/h schaffte.

Der Miura war der erste Seriensportwagen, der über 300 km/h schaffte.

Lamborghini
Der 1,05 Meter hohe Supersportler wurde insgesamt 764 Mal gebaut.

Der 1,05 Meter hohe Supersportler wurde insgesamt 764 Mal gebaut.

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Testfahrer Michael Lusk erzählt von seinen Eindrücken.

Testfahrer Michael Lusk erzählt von seinen Eindrücken.

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Die 300-km/h-Mauer fällt

Dazu trug nicht nur die atemberaubende Karosserie bei, die von Marcello Gandini entworfen wurde – für viele gehört der Miura noch heute zu den schönsten Sportwagen aller Zeiten. Und immer noch mit zu den schnellsten: Als erstes Serienauto durchbrach der Lamborghini Miura SV, der ab 1971 insgesamt 150 Mal gebaut wurde, auch die magische 300-km/h-Marke. Schon damals hatten Cheftestfahrer Bob Wallace und sein damals noch junger Mitarbeiter Valentino Balboni Narrenfreiheit auf den Landstraßen und der Autostrada rund um Bologna, im Gegensatz zu Ferrari besaß Lamborghini nie eine offizielle Teststrecke. So dürfte auch der gelbe Miura SV mit Chassis-Nummer 5092, der 1973 an den österreichisch-kanadischen Ölmagnaten und Formel-1-Team-Besitzer Walter Wolf ausgeliefert wurde und heute im Lamborghini-Museum steht, die 3 auf dem Tacho vorne vermutlich schon gesehen haben.

V12-Sound vom Besten

Weil Lamborghini dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, haben die Italiener zur Feier alle ihre 12-Zylinder-Boliden aus dem Museum geholt und eine Handvoll Journalisten zu Testfahrten irgendwo im Nirgendwo in den Hügeln der Emilia Romagna eingeladen. Allein schon das Wissen, dass der Lamborghini Miura SV heute in Preisregionen von zwei Millionen Euro gehandelt wird, zügelt den Gasfuß. Auch sonst ist Miura fahren richtig schweißtreibend: Der Mittelmotor-V12 im Rücken heizt den Innenraum ordentlich auf, die fünf Gänge wollen manuell und mit Nachdruck eingelegt und die Bremse muss im Vergleich zu modernen Autos frühzeitig und kräftig getreten werden, um vor der nächsten Kurve das gewünschte Tempo auf dem Tacho zu haben. Schon das ist für jeden mit Benzin im Blut eine wahre Freude. Das Beste kommt jedoch zum Schluss respektive nach jeder Kurve: den rechten Fuß durchtreten, die Drehzahlnadel bis fast 8000 Umdrehungen jagen und dann den nächsten Gang einlegen. So müssen sich Valentino Balboni Anfang der Siebziger, oder später Frank Sinatra, Rod Stewart oder Walter Wolf gefühlt haben.

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